KZW, 4.12.2000

Noch immer brennt die Hallenluft
Die Tanzband-Legende Kiks verabschiedet sich nach 17 Jahren mit einer rauschenden Party von ihren Fans und Freunden
Von Dirk Dodo Spark
Es war, als hätte der stimmungsvolle Abschied der Kiks eines Symbols bedurft. "Sieben Tage lang" stimmten Zille, Thommy, Stucky, Henry und Dave als inzwischen neunte Zugabe an, und spontan vereinte sich die wogende Schar der Tanzenden zu großen Kreisen, als wollten sie sagen: "Wir lassen euch nicht los."
Aber loslassen mussten sie sie doch, auch wenn sie sich alle Mühe gegeben hatten, den Augenblick der Trennung so lange wie nur irgend möglich
hinauszuzögern. 1 Uhr nachts war vorbei, weit über 40 Stücke hatten Silvia und Detlef Kramer, Thommy Maréchal, Henry Fenske und Michael Stuck in drei langen Sets gespielt und die Szene aufgemischt, wie es die Jahnhalle so wohl nur höchst selten erlebt hatte. Dann war es unwiderruflich zu Ende.
Ein letztes Tschüß
Ein letztes Tschüß nach 17 Jahren Auftritten bei Hochzeiten und Feuerwehrbällen, nach Hektolitern von Bier, Underberg und Kümmerling, nach Deutscher Welle und Schlagerherrlichkeit, Stones und Beachmusik, nach kuriosen Erlebnissen und langen Nächten. Das zweite von den Kiks spendierte Fass Bier wartete auf die ob des unermüdlichen Tanzens und lautstarken Mitsingens durstigen Kehlen, und bei Disco-Musik konnte die Riesenparty weitergehen.
"Ist es nicht ein Tropfen der Freude im Ozean der Trauer, dass wir unseren Enkeln und Urenkeln dereinst erzählen können, dass wir beim Abschied dabei gewesen sind", tröstete Musikerkollege "Fete" Eilers zum Beginn der Fete die über 350 Köpfe zählende Fan-Gemeinde.
Weder Kosten noch Mühen hatte man gescheut, um aus dem Abend eine rauschende Party zu machen. Der Raum für die Künstler war zur Sektbar geworden, ein Gedränge allerorten. Vor allem auf der Tanzfläche, und das schon kurz, nachdem die Urformation mit Henry Fenske an der Gitarre, Detlef Kramer am Keyboard und Thommy Maréchal hinter dem Schlagzeug mit "She's got it" und "Schmidtchen
Schleicher" losgelegt hatten. Und die Tanzfläche leerte sich nur noch während der beiden Pausen.
Thommy wer sonst? machte den Entertainer, erzählte zwischen "Rote Lippen muss man küssen" und "Route 66" von den Anfängen, davon, wie sie Michael "Stucki" Stuck vom Quetschkommoden-Spielen in Butjadingen mit seinem Saxophon auf die Bretter der Dorfkneipen geholt hatten, und wie Silvia "Zille" Kramer, "die
schönste und erotischste Frau Nordenhams", als Sängerin engagiert worden war.
Köstlich seine Anekdoten, wie die vom Feuerwehrball in Ruhwarden. Nachdem ein Schrank von einem Menschen mehreren Feiernden "auf die Schnauze" gehauen hatte, betätigte sich Henry als Rausschmeißer. "Seitdem sind wir eine Tanz- und Showband, also, seid vorsichtig und legt euch nicht mit uns an."
Langzeitfans im Publikum
Hatte auch keiner vor. Wie auch, waren doch viele Langzeitfans im Publikum, Freunde, auf deren Hochzeit die Kiks gespielt hatten. Ob auch Abstinenzler von Guttemplern dabei waren? Beim einzigen vormaligen Auftritt in der Jahnhalle fiel den Kiks nach erschöpftem Repertoire nur noch "Der Wein ist gut" ein. Kam schlecht, war aber typisch für Thommy und Co.
Für seine Kollegen hatte der Schlagzeuger und stimmgewaltige Sänger als Geschenk
Fotoserien von den legendären Kiks-Touren im Gepäck. Vorbei, Vergangenheit,
trotz "I never can say Good-Bye". "Habt auch ohne uns Spaß", verabschiedeten
sich die fünf mit "Ich will Spaß" und "Sieben Tage lang". 17 Jahre waren es.
Eine Tanzband-Legende hat Abschied genommen und die Luft in der Jahnhalle hat