KZW,29.1.2001

Spitzenstimmung auf engstem Raum

Ruta Baga begeistern in der ausverkauften Jahnhalle mit Bombastrock und gefühlvollen Balladen etwa 450 Zuhörer

„Das ist Wahnsinn!“ Claudius Thölke konnte nur staunen. Die vierte Zugabe, und immer noch wollten die etwa 450 Zuhörer in der Jahnhalle mehr von Ruta Baga. Wer so euphorisch gefordert wird, kann sich kaum verweigern. Also, noch ein Mal die Eigenkomposition „Cuppa Tea“, Jubel, und ab zum Feiern.

Zum Feiern hatten Bassist Claudius Thölke, Gitarrist Niklas Turmann, die Brüder Covin (Keybord) und Raffael Bahn (Schlagzeug) sowie special guest Pasquale Schulz als Rapper und Saxophonist bei dem von der Kreiszeitung präsentierten Konzert wahrlich Grund: Um 21.45 Uhr packte der Mann an der Kasse seine Sachen, nichts ging mehr, die Halle war voll. Unwahrscheinlich, dass je vorher eine Gruppe aus der Region derart viele Zuschauer gehabt hat. Zu Recht: Ruta Baga, vor Jahren als Young Generation in der Szene aufgetaucht und inzwischen zum absoluten Abräumer avanciert, ist zu einer absolut eigenständigen Formation herangereift, egal ob die Gruppe covert oder eigene Kompositionen vorstellt.
Funke sprang sofort über
Der Funke sprang sofort über. Mit einem gekoppelten, fast 15minütigen Aufmacher, „Deeper Underground“ von Jamiroquai als zweitem Teil, heizten sie die Menge sofort nach allen Regeln der Rockkunst ein. Vor der Bühne schwenkten Fans ein Transparent mit dem Bandnamen und einem Herz. Schrilles Pfeifen, Schreie, Hände in die Höhe, Begeisterung pur. Das steigerte sich noch, als Pasquale Schulz von Golden Erection zum Rap durchstartete. Sinnig fingen die Ersten direkt vor der Bühne an zu pogen, was relativ ungefährlich war, denn umfallen konnte man auf dem beengten Raum sowieso nicht.
Ruta Baga heißt: Power pur mit Bombastrock, heißt instrumentales Können vom Feinsten, irre Riffs, glänzende Soli, sich voll verausgaben, heißt aber auch gefühlvolle Balladen bis hin zu dem gesanglich ungemein anspruchsvollen „The secret marriage“ von Hans Eisler, bekannt in der Interpretation von Sting.
Nervosität in der Pause
Das Singen übernahmen vornehmlich Niklas Turmann und Claudius Thölke, hin und wieder unterstützt von Covin Bahn. Der kämpfte in der Pause mit unverkennbarer Nervosität. Zu Beginn des zweiten Teils stand der Keyboarder mit den langen blonden Haaren im Mittelpunkt. Die Eigenkomposition „Moon rising“ wurde mit einem überwältigendem Solo auf dem Tasteninstrument vor Publikum angestimmt, und das sogar – Barockperücke auf den Keyboarderkopf – mit einem Ausflug in die Klassik.
Die Stimmung steigerte sich indes, obwohl kaum vorstellbar, immer mehr und schwappte vollkommen über, als sich Pasquale Schulz mit seinem Saxophon bei einem Lenny Kravitz einreihte, um dann bei „Englishman in New York“ einen irren Rap hinzulegen. „One more time“ von Britney Spears sollte eigentlich der endgültige Schluss nach über zweieinhalb Stunden sein. Doch – siehe oben – bei so viel Wahnsinn mussten die fünf noch einmal ran. Wenn auch inzwischen geschafft, taten sie mit voller Power und letztendlich natürlich gerne.