KZW, 18.6.01

Bands mit innovativer Kraft
Spannende Musik auf der CD-Release-Party für den zweiten Nordenham-Sampler in der Jahnhalle
Von Dirk Dodo Spark
Kennen Sie The Snap's, Sethnefer, Tales of Emptiness, Golden Erection oder ruta baga? Nein? Dann waren Sie am Sonnabend mit Sicherheit nicht in der Jahnhalle. Bedauerlich. Dort hätten Sie miterleben können, mit welch innovativer Kraft Nordenhamer Künstler alte und neue musikalische Trends aufgreifen.
Zum Glück für die Interpreten des Abends hatten wohl viele geahnt, dass die CD-Release-Party mit ausgesprochen spannender Musik aufwarten würde. Zudem war schnell zu merken, dass etliche Fans der jeweiligen Protagonisten zugegen und willens waren, ihre Lieblinge lautstark zu unterstützen. Hintergrund der Party war die Vorstellung von Stücken des zweiten Nordenham-Samplers. Ruta baga war schon 1997 beim Vorgänger dabei, alle anderen haben sich zum ersten Mal mit ihren Eigenkompositionen auf dem Silberling verewigt.
Der Silberling, noch nachhaltiger das Konzert selber, bietet und bot dem Hörer eine erstaunliche Vielfalt musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten. The Snap‘s mit dem Bassisten und Sänger Carsten McKenzie, Drummer Paul Baumann und Gitarrist Jörg Köpke verwöhnten das Publikum mit einem Griff in die Musikgeschichte. Wenn der Blues jedoch so erfrischend daherkommt, dann macht er Spaß und lockt die Zuhörer aus der Reserve. Und als sich dann noch Gastsaxophonist Pasquale Schulz dazugesellte, schwoll der Beifallspegeln zusätzlich an.
Vom Blues zum Doom-Death, so etwas ähnlichem wie Gothic, ist es ein gewaltiger Sprung. Aber das machte die besondere Spannung des Abends aus. Sethnefer hat im Gitarristen und Macher Sascha Rauer einen Vokalisten, der die düsteren Seiten dieses Stils mit seinem brutal herausgeschrieenen Gesang stimmig zu interpretieren weiß. Irre Power stand neben ruhig-mysteriösen Passagen, und die Fans in der ersten Reihe ließen zu Klängen des Sängers sowie Gitarrist Stefan Weißmüller, Drummers Jan Mielke und, wiederum als Gast, Bassisten Claudius Thölke, Köpfe und lange Haare ohne Unterbrechung kreisen.
Tales of Emptiness, namentlich der für Musik, Text und Gitarre zuständige Michael Breves, Sänger Sascha Rauer, Gitarrist Sven Lüdke, Schlagzeuger Jens Thaden, Bassist Dennis Eickermann, am Keyboard Covin Bahn und vor allem Sängerin C. C. mit ihrem klassisch ausgeprägten Sopran sorgten, bei ähnlicher musikalischer Richtung wie die Vorgänger, für die eigentliche Überraschung. Das Nebeneinander von Rauers Röhre und C.C.'s Wohlklang wirkten erst irritierend, um dann schiere Begeisterung auszulösen.
Ins Bombastische gesteigert
Da war der Boden für Golden Erection schon gut vorbereitet. HipHopper Pasquale Schulz, sein Bruder Marvin, Delf Schewe (drums), Dennis Eickermann mit großem Tuch als Rock und sonst bloß, sowie Covin Bahn putschten die Menge so sehr durch Sprechgesang und Reggae auf, dass ein Besucher kurzentschlossen aber nicht abgesichert nach seinem Stage-Diving auf dem harten Boden der Tatsachen landete.
Mit dem bis ins Bombastische gesteigerten „Cuppa tea“ läutete ruta baga den Abschluss eines denkwürdigen Abends ein. „Moon is rising“ wie auch die Zugabe waren bei einer der angesagtesten regionalen Bands natürlich ein Selbstläufer, und dass die CD's heiß begehrt waren, lohnt es sich nach einer solchen Message kaum zu erwähnen. Mit einer Riesen-Session verabschiedeten sich die Musiker von einem Publikum, das diesmal schon schnell dafür gesorgt