KZW,17.12.01

Wenn auch der Griesgram lächelt
Glück in Noten: Nordenhamer All Star Band berauscht mit Beatles-Abend Publikum in ausverkaufter Jahnhalle
Von Christoph Heilscher
Ich kenne den Mann an die 20 Jahre, und nie habe ich ihn lächeln sehen, geschweige denn lachen. Am Samstagabend war das anders. Da hat er förmlich geleuchtet. Es war eben ein ganz besonderer Abend.
Wenn die Beatles auftreten, ist die Bude ausverkauft. Klar. So ist es immer gewesen. Und 31 Jahre nach Auflösung der Fab Four ist das immer noch der Fall. Wenn eine gute Band Beatles-Songs spielt, nichts wie hin. Viel bessere Musik gibt es eben nicht wenn es überhaupt bessere gibt.
Die Nordenhamer All Star Band hat den Sound der Beatles gut getroffen, was vor allem gesanglich eine große Herausforderung war. Fast immerzu dreistimmig, das ist die hohe Schule. Diana Schmidt und Tommy Maréchal haben ihren Part mit Bravour bewältigt, Helmut Dietrich hat den oft eher schnoddrigen Lennon lässig hingerockt, und Tanja Buck hat „The fool on the hill“, „Hey Jude“ und „Here comes the sun“ mit engelhaftem Charme interpretiert.
Über 30 Nummer-eins-Hits hatten die Beatles, die zehnköpfige All-Star-Band hat sie alle gespielt, von “Love me do“ bis „Get back“, und hat damit alle Phasen in dem vielseitigen Schaffen der Fab Four angerissen, von den beschwingten Abräum-Nummern der frühen 60er, über die „Sgt Pepper“-Zeit, als die Beatles zur Kunst wurden, bis zum Schlussakkord der Band: „Let it be“. Eindrucksvoll auch das George-Harrison-Special zu Ehren des vor einigen Tagen verstorbenen Beatles-Gitarristen.
Wer keine Karte mehr ergattern konnte, versuchte draußen etwas mitzubekommen oder legte sich zu Hause eine Beatles-Platte auf. Schon eine Stunde, bevor es endlich losging, war die Jahnhalle ausverkauft. So etwas hat es lange nicht mehr gegeben.
Die Stimmung begann bei hundert und steigerte sich im Verlauf des Abends auf 150. Mindestens. Das lang an der mitreißenden Musik und dem Können, mit dem die Band sie spielte. Das Konzert hatte große Momente, Passagen, bei denen die Zeit für einen Augenblick still zu stehen schien, und es war zugleich eine rauschende Party. Gitarrist Fete Eilers hat als Entertainer dazu wie immer eine Menge beigetragen. Der Mann trägt seinen Spitznamen nicht ohne Grund.
Zeitlos und universell
Neben den Sängern haben auch die übrigen Instrumentalisten ihre Sache hervorragend gemacht: Sven Kretschmer und Tim Früstück an den Keyboards, der stets souveräne Detlef Kramer am Bass, Sologitarrist Andreas Plump, der sich diesmal etwas zurückhalten musste, und hinterm Schlagzeug Michael Ehré, der bei den rockigen Stücken kräftig Zunder gab.
Die jüngsten Fans waren vielleicht drei Jahre, die ältesten Rentner. Und dazwischen waren alle Altersgruppen vertreten. Die Musik der Beatles hat den schmalen Korridor des Zeitgeists längst verlassen. Die Beatles sind zeitlos und universell wie Mozart. Und zehn Nordenhamer Musiker haben ein großes Publikum mit dieser Musik einen Abend lang glücklich gemacht. Danke dafür.