Mit Schottenrock und Kontrabass
DIG B. Kwarters sorgen beim St. Patricks Day in der ausverkauften Jahnhalle
für eine prächtige Atmosphäre
Von Dirk Dodo Spark
Dass es später
als Mitternacht werden würde, stand von Beginn an fest. Der St. Patrick's
Day, Anlass für die große Jahnhallen-Fete mit den DIG B. Kwarters,
fiel in diesem Jahr auf den Sonntag. Also drei Sets, Stehvermögen und ein
Publikum, das nicht genug bekommen konnte, und schon war's die gewünschte
Feier.
Und was für eine. Ausverkauft war schnell an der Eingangstür
zu lesen. Um auch Älteren unter den 370 Besuchern einen angenehmen Abend
zu bereiten, waren einige Tische aufgestellt worden, zudem drängten sich
auch im oberen Bereich Folk-Fans. Und alle kamen auf ihre Kosten, wenn auch
das irische Bier relativ schnell zur Neige ging. Ob das nach dem zweiten Set
angebotene Irish Stew dafür der richtige Ersatz war, darf bezweifelt werden,
als Stärkung wurde es dennoch heftig geordert.
Das Deutschland-Irland-Großbritannien-Quartett, so die Übersetzung
des Bandnamens durch Akkordeonist und Sänger Peter Riekemann, hatte etliche
neue Stücke einstudiert knapp 40 waren es letztlich und wartete mit einer
zusätzlichen Bereicherung des Instrumentariums auf. Oliver Morawietz hatte
vor vier Jahren aus Kuba einen Kontrabass mitgebracht. Wegen Transportschäden
stand er lange unbenutzt herum, bis sich Bekannte darum kümmerten. Üben,
hieß es darauf für den Gitarristen und Bodhran-Spezialisten. Das
Resultat konnte sich hören lassen und fügte dem Gruppenklang noch
eine besondere Note hinzu.
Zünftig im Schottenrock
Von einer solchen konnte man auch bei Heinz-Jürgen Miek sprechen. Zünftig
in Schottenrock und Kniestrümpfen gewandet, spielte er Gitarre, Mandoline,
Banjo und Thin Whistle, die kleine irische Flöte. Nichts drunter,
verkündete Gitarrist, Sänger und Moderator Rainer Schulz nach einem
Blick aus der Horizontalen. Man ist halt an die Traditionen gebunden. Vielleicht
aber auch nur eine von vielen spaßigen Randbemerkungen.
Vor allem direkt vor der Bühne wurde schon bald zu den irischen, schottischen
und holländischen Liedern sowie mitreißenden Shantys getanzt und
mitgeklatscht, und Geschichtsunterricht gab es extra. Demnach hatte sich der
ursprünglich aus England stammende Nationalheilige St. Patrick (389 bis
461 oder 491) so sehr in die Grüne Insel verliebt, dass er, obwohl er dorthin
als Kind verschleppt worden war, nach seiner zwischenzeitlichen Heimkehr wieder
zu den Heiden begeben hatte, um ihnen das Christentum zu bringen.
DIG B. Kwarters brachte den Besuchern auch etwas, und zwar beste Laune, überschäumende
Spielfreude, hervorragende instrumentelle Fähigkeiten, beeindruckende a-cappella-Stücke,
zum Lachen reizende Erläuterungen und reichlich Zugaben. Und die Vier schafften
etwas, das in der Jahnhalle fast unmöglich ist. Als sie ihr vorletztes
Stück, ebenfalls ohne Instrumente und dann sogar ohne Verstärker,
vortrugen, trat für einen kurzen Moment tatsächlich gebanntes Schweigen
ein. Das alleine schon spricht für die Qualität der Folk-Könner.