KZW, 5.4.2002
Große Spielfreude wirkt ansteckend
Viel Beifall für Fusion-Programm von 4 on the Floor im Café im
Takt Solistische Höhenflüge und eine Extraportion Groove
Von Detlef Glückselig
Corvin Bahn war angeschlagen. Eine heftige Erkältung hatte ihn erwischt,
und der Keyboarder war schon drauf und dran gewesen, den Auftritt abzublasen.
Wie gut, dass er es nicht getan hat. Andernfalls wäre den Besuchern des
Café im Takt am Mittwochabend in der Jahnhalle ein besonderer Musikgenuss
entgangen.
4 on the Floor nannte sich die Gruppe, die auf der kleinen Bühne des Café
im Takt stand. Ebenso gut hätte das aus Detlef Kramer, Yeti Mansena, Sven
Lüdke und Corvin Bahn bestehende Quartett im großen Saal spielen
können, ohne sich einsam zu fühlen. Wenn vier Top-Musiker der Nordenhamer
Szene sich die Ehre geben, lässt sich das kein Musik-Fan entgehen. Die
regulären Plätze im Café im Takt waren schnell besetzt. Wer
ein wenig später kam, drückte sich hinter Pfeilern und Säulen
und an Stehtischen.
Fusion der 70er und frühen 80er Jahre hatten 4 on the Floor im Repertoire.
Gelegentlich schlich sich auch ein Titel neueren Datums ins Programm, etwa von
dem Trompeter Chris Botti, den Yeti seinem Publikum wärmstens ans Herz
legte. Doch egal, wo sich die vier Musiker auch bedienten, sie taten es mit
ansteckender Spielfreude und einem herausragenden solistischen Können.
Letzteres war naturgemäß vor allem der Part von Corvin Bahn und Sven
Lüdke.
Der Keyboarder mag angeschlagen gewesen sein, seinem Spiel hörte man das
in keiner Sekunde an. Corvin Bahn raste in gewohnter Brillanz über die
Tasten, entlockte dem Stagepiano wunderbare Rhodes- und Hammondsounds, schwang
sich zu solistischen Höhenflügen auf, um dann wieder zu percussiven
Akkorden zurückzukehren und die Musik voranzutreiben. Sven Lüdke an
der Gitarre stand dem Keyboarder in nichts nach. Ich dachte, du kannst
nur schrammeln, spielte Yeti auf die eigentliche Vorliebe des Gitarristen,
den Heavy Metal, an. Von wegen! Ob er weiche Melodiebögen spielte oder
auf dem Teppich, den seine Mitstreiter für ihn ausbreiteten, improvisierte,
es schien, als habe sich Sven Lüdke nie anderer Musik als Fusion gewidmet.
Die besten Solisten nützen freilich nichts, wenn das Fundament nicht stimmt.
Bassist Detlef Kramer ist in dieser Hinsicht eine sichere Bank. Mehr noch als
bei seiner Stammformation Prime Time durfte er auf seinen vier Saiten grooven
und pumpen, dass es die reinste Freude war.
Yetis Geheimnis
Yeti Mansena schließlich ließ keinen Zweifel daran, wie sehr es
ihm Spaß machte, zur Abwechslung einmal seine Qualitäten als Drummer
unter Beweis stellen zu können. Von Haus aus ist Yeti bekanntlich Keyboarder.
Das merkte man seinem Schlagzeugspiel auch deutlich an. Selten hört man
einen Drummer so phantasievoll agieren. Wie er es schaffte, dabei im Sinne der
Sache auch noch dermaßen auf den Punkt zu spielen und die Musik nach vorne
marschieren zu lassen, bleibt wohl Yetis Geheimnis.
Jetzt hat man allen Grund, sich auf den morgigen Sonnabend zu freuen. Dann stehen
auf der Jahnhallenbühne 3 T n 2 Coffee mit Tommy Maréchal,
Tanja Buck, Niklas Turmann, Tim Frühstück und wiederum Yeti, um die
Nordenhamer Musikfans ein weiteres Mal mit einem Unplugged-Programm zu verwöhnen.