kzw, 6.6.03
In der Grube gedeiht Musik
Café im Takt: Erster Auftritt von Jauche's Grubenorchester gefällt dem
Publikum
Von Helmut Dietrich
Endlich haben
sie es geschafft. Nach zwei missglückten Versuchen aus den dunklen Stollen ihres
Bergwerks ans Tageslicht zu gelangen, haben sie den Weg auf die Bühne doch noch
gefunden. Am Mittwochabend beim Café im Takt in der Jahnhalle stand Jauche's
Grubenorchester im Rampenlicht, um seinem Publikum den Erdstaub wegzupusten.
Jauche's Grubenorchester hat sich einer Musikrichtung angenommen, die nicht
in den Hitparaden zu hören ist. Bei den fünf Kumpels geht's in Richtung Bluesrock,
Jazz und Fusion. Die Nordenhamer Musiker um den Bassisten Jochen „Jauche“ Laarmann
schließen mit ihrer Musik eine Lücke in der Nordenhamer Musikszene. Und das
tun sie auf professionelle Art und Weise. Schon beim ersten Stück des Abends,
einer schnellen Bluesrock-Nummer von Robben Ford, überzeugen die Musiker mit
ihrem handwerklichen Können und ihrer musikalischen Versiertheit. Bei „Shank
it“ von den Headhunters wird's dann noch etwas komplizierter. Das Synchronspiel
von Pasquale Schulz am Saxofon und Sven Lüdke an der Gitarre sowie das bissige
Gitarrensolo von Sven kommen dabei ebenso gut an, wie das Keyboardsolo von Jan
Christian Halfbrodt alias Bernd das Brot.
Mit ihrem Programm versuchen die Musiker sich weg zu bewegen von den 08/15-Rhythmen
und vom Vierviertel-Takt. Auffällig wird das besonders bei dem Titel „Odd Blues“
von der deutschen Band Jazz Pistols, das im Siebenachtel-Takt gespielt und dessen
Spannung auf einem Thema aufgebaut wird. Raum für Improvisation Jauche's Grubenorchester
ist keine Coverband im eigentlichen Sinne. Sie spielen die Stücke nicht einfach
nur nach, sondern nehmen sich die Freiheit, sie auf ihre Art zu interpretieren.
Das lässt ihnen Raum für Improvisationen und macht die Musik interessant.
Wie bei Billy Cobhams „Red Baron“, ein Titel von 1973, in das die Musiker einen
Swingteil eingebaut haben, der das Stück locker und leicht daherkommen lässt.
Bei Stuart Hamms Titel „The Memo“ überzeugt Jochen Laarmann am Bass und präsentiert
ein tolles Zusammenspiel mit Sven Lüdke. Im zweiten Set überrascht Yeti Mansena
bei der Fusion Nummer „Stan Key“ von der Band Jing Chi mit einem außergewöhnlichen
Schlagzeugsolo, das selbst seine Mitspieler staunen lässt.
Zu Entengeschnatter, das er mit einer Karnevalströte erzeug,t und einem mit
Echoeffekten unterlegtem Schlagzeugklang entlockt er seinem Instrument Rhythmen,
die so mancher Zuschauer noch nie zu hören bekommen hat. Die anschließende „Grubenballade“
aus der Feder von Sven Lüdke erinnerte Kenner der Szene an alte Sacred-Voices-Zeiten.
Mit „The Race“, einem Titel des Bassisten Norm Stockton, mit dem sich Jauche's
Grubenorchester auf dem demnächst erscheinenden Sampler „The Sound Of The Scene
2003“ verewigt hat, beschlossen die fünf Musiker ihr Programm. Das Publikum
war begeistert und forderte vehement eine Zugabe. Es war ein tolles Konzert
mit fünf hervorragenden Protagonisten. Hoffentlich bleibt der Auftritt keine
Eintagsfliege. Jauche's Grubenorchester ist mit seiner Musik eine große Bereicherung
für die Nordenhamer Musikszene.