kzw, 23.6.03

Musik-Marathon weckt Lust auf mehr
Doppel-CD „The Sound of the Scene III – The Music of Willy's Descendants“ vorgestellt – Tolle Stimmung in der Jahnhalle
Von Karl Walk


Monate lang dauerten die Vorbereitungen: Songs wurden geschrieben, entwickelt, geübt, aus den Probenräumen ging es in Tonstudios, wo die Musik professionell abgemischt wurde. Nun liegt das Ergebnis vor: Nach Sound of the Scene I (1997) und II (2001) können Musikfreunde jetzt die Doppel-CD „The Sound of the Scene III – The Music of Willy's Descendants“ käuflich erwerben.
War es bei ihren Vorgängern noch Bedingung, ausschließlich eigene Werke zu spielen, was dazu führte, dass sehr populäre Cover- und Partybands darauf nicht zu hören sind, besteht der neue Nordenham-Sampler aus zwei CDs, von denen eine Cover-Versionen bekannter oder seltener gespielter Stücke enthält.
Das sehens- und hörenswerte Werk enthält Stücke von 18 Bands und Bandprojekten mit über 70 Mitwirkenden und umfasst knapp 140 Minuten Musik. 16 dieser Bands gestalteten die beiden Programme vom Wochenende. Dabei machten sie deutlich, welch große Bandbreite die Nordenhamer Musikszene abdeckt.
Mitschnitt für Offenen Kanal
Die Veranstalter sorgten für eine gut eingerichtete Bühne, auf der es zu keinen überlangen Umbaupausen kam, lieferten zwei Abende lang guten Sound und bereicherten die Optik der Jahnhalle mit einer Rückwandprojektion des Konzertgeschehens, wie es von drei Kameras, zwei stationären und einer mobilen, eingefangen wurden. Die Mitschnitte werden demnächst im Offenen Kanal gezeigt.
Britisch-irische Folk Music ist nicht mehr vertreten, wobei „Ballroom Bonds“ mit US-amerikanischem Country Rock nicht weit davon entfernt ist. Dafür gibt es ein Blues-Revival: „Seniors‘ Wailing“ machte am Freitag als erste Band den Auftakt. „BluesOwl“ widmete sich dem Thema, begeisterte aber als Top-Act am Freitag auch mit Rockmusik vom Feinsten. „Snap“ verschaffte am Sonnabend den Rock-gestressten Ohren eine gekonnte „Rhythm & Blues“-Pause.
Zwei Bands bestehen ausschließlich aus weiblichen Mitgliedern. „Faltenrock“ und „Nothingness“. Wenn auch altersmäßig recht weit voneinander entfernt spielen sie gleichermaßen Cover-Versionen von Stücken anderer Bands, wobei die Mädchen von „Nothingness“ dem Album ihren ersten eigenen Song beisteuerten.
Traditionellen Rock lieferten „Mad Gringo & the Blind Buffaloes“, die sich am Freitag als Überlebende der ausgeflippten 70er inszenierten, und der Stimmungshöhepunkt von Freitagnacht: „Prime Time“, die unter anderem mit ACDC-Titeln höchste Heiz-Leistung erbrachten.
Der Metal-Szene waren allein drei Bands zuzuordnen. Kennzeichen: schwarze Klamotten, lange Haare, schnelle Rhythmen und fetter Sound. „Shock Wave“ tobte sich am Freitag aus, „Scarabäus“ bedienten am Sonnabend ihre beträchtliche Fangemeinde und „Sethnefer“ schloss den Konzertreigen gestern ab.
Nachhaltig gute Stimmung
Mit „Fun-Punk“ und deutschen Texten gaben die „Lovebandits“ den Zuhörern „eins auf die Ohren“, so dass sich alt und jung, empfindlich und party-willig bald räumlich schieden. Erklärtes Ziel von „B-Rise“ ist es, das Publikum zu „berieseln“, und das taten sie mit gefälligen Poptiteln.
„Progressive Rock“, Musik mit Druck, Groove, hoher Lautstärke und ebenso hohem musikalischen Anspruch, lieferte die Band „Tetrachy“ bei ihrem ersten Auftritt ab, während „Jauches Grubenorchester“ sich mit seinen Instrumentalstücken gekonnt zwischen Funk, Rock und Jazz bewegt.
Publikumsliebling „Golden Erection“ verwandelte als vorletzter Act am Sonnabend mit ihrer einzigartigen Mischung aus Qualität und Spaß die Jahnhalle zeitweilig in eine jamaikanische Exklave und sorgte für nachhaltig gute Stimmung. Auftritte und Sampler machen Appetit auf mehr. Entsprechend sind die ersten Einzelkonzerte bereits geplant, darf auf nachhaltige Belebung und Erhaltung der hohen Popmusikkultur in Nordenham gehofft werden.