KZW, 29.3.2004
Wie aus Tommy nach und nach Robbie wird
Prime Time gelingt mit Robbie-Williams-Abend die Kunst der Illusion
Von Christoph Heilscher
Robbie Williams, Mr. Williams, Tommy Williams. Es war die Geschichte einer Metamorphose.
Je länger das Konzert dauerte, umso mehr Robbie wurde aus Tommy. Und irgendwann
waren die Grenzen verwischt, die Illusion perfekt. Tommy Maréchal und
Robbie Williams für einen Abend in der Jahnhalle verschmolzen die
beiden.
Der Keim für dieses sehr schöne Robbie-Williams-Konzert mit Prime
Time begann am 20. Juli vergangenen Jahres zu sprießen. Die Prime-Time-Musiker
Tommy Maréchal, Fete Eilers und Sven Kretschmer fuhren mit Dutzenden
anderen Nordenhamern an einem der heißesten Tage des Jahres im Bus zum
Robbie-Williams-Konzert nach Hannover. Es war ein verdammt anstrengender Tag,
aber Robbie Williams war so gut, dass er all die Strapazen vergessen ließ.
Und Prime Time bekam den Kick für ein tolles Projekt: Mr. Williams.
Sie haben die Hits des großen Popstars nahezu perfekt gespielt. Prime
Times Stärke ist die Fähigkeit, sich in den verschiedensten
Stilrichtungen populärer Musik gut zurecht zu finden. Und mit Tommy Maréchal
haben sie einen Sänger, der nicht nur stimmlich so anpassungsfähig
ist, dass er einen sehr ordentlichen Robbie Williams abgibt, sondern dem man
auch den Typus Robbie Williams abnehmen kann. Als sich die Cheerleader des SVN
um ihn garnten und schmiegten, da schwebte die Stimmung in der Jahnhalle irgendwo
zwischen sexy und feiner Ironie wie bei Robbie Williams. Rockstar und
Sexsymbol Robbie Williams spielt mit seiner Rolle. Man muss sich nur einmal
die Mühe machen, seine Texte genau anzuhören oder sie zu lesen. Der
Mann kann nicht nur singen und komponieren.
Ein weiter Weg
Das Publikum spielte mit. Transparente mit der Aufschrift Tommy Williams,
wir wollen ein Kind von Dir hingen über der Jahnhalle-Galerie. Und
alle feixten sich einen. Pop als Theater der Träume, aber auch als großer
Spaß, stets ein paar Zentimeter über den Widrigkeiten des Alltags
schwebend. Dafür lieben die Fans Robbie Williams.
Prime Time startete mit Let me entertain you, spielte fast alle
großen Hits von Robbie Williams, machte einen Ausflug in sein Swing-Album
Swing when you re winning und endete mit einem Song der Backstreet
Boys, mit denen alles begonnen hat.
Robbie Williams gehört zu den wenigen Künstlern, die alle Generationen
ansprechen. In der Jahnhalle war das auch zu sehen. Viele Kids waren im Publikum,
aber auch viele Besucher, die deren Eltern hätten sein können. Wirklich
gute Musik überspringt die Barrieren der Generationen. Das letzte große
Projekt von Prime Time war ein Beatles-Abend in der Jahnhalle gewesen
gemeinsam mit weiteren Nordenhamer Musikern. Von den Beatles zu Robbie Williams,
das ist ein weiter Weg, aber einer, der passt. Wenn unsere Nachfahren im Jahre
2100 in ihren Wohntürmen auf dem Mond Musik aus der guten alten Zeit auflegen,
dann darf das Weiße Album der Beatles gerne neben Escapology
von Robbie Williams stehen.
Tommy Maréchal und Diana Schmidt alias Frank & Nancy Sinatra alias
Robbie Williams & Nicole Kidman mit Somethin stupid.