KZW, 15.7.04
Keine Lust mehr auf Gezupfe
Die Jungs von Inflame spielen das, was sie selbst gern hören: guten
Rock Erste Auftritte
Sie sind vier
Jungs, nennen sich Inflame und proben seit einem Jahr das, was man gemeinhin
guten Rock nennt. Ihr Ziel: auf der Bühne stehen. Die Mittel: Proben, Lust
und Laune. Inflame covert, was die Bandmitglieder gern hören: Die Ärzte,
Blink 182, Red Hot Chili Peppers.
Mittwoch abend in der St.-Willehad-Schule: Valentin Dudeck (13) sitzt am Schlagzeug.
Es ist seine erste Probe mit den Jungs von Inflame: Robin Behm (13), Dennis
Richter (15) und Sven Ostendorf (15). Ihr bisheriger Drummer Neel Eilers, mit
dem sie im Juni noch in der Jahnhalle aufgetreten waren, hatte keine Lust mehr,
hat die Sticks geschmissen. Ein Nachfolger musste her. Jetzt sitzt
also Valentin auf dem Hocker desjenigen, der den Takt angibt. Er wird kurz und
schmerzlos von Coach Jörg Eilers auf seine Rolle eingestimmt: Du
bist jetzt MC Valentin. Master of Ceremonies. Einer ruft Was wollen
wir eigentlich spielen? Der Coach antwortet: The Rock Show.
Und Valentin legt los: 1, 2, 1, 2, 3, 4. Und sie beginnt, die Rock
Show. Mit Robin an der Gitarre und am Mikro, Sven an der Gitarre und Dennis
am Bass.Inflame ist keine Schulband, ihre Mitglieder gehen auf drei Schulen.
Gymnasien und Hauptschule. Sie haben sich anderweitig gefunden. Daran nicht
ganz unschuldig ist Jörg Eilers. Er hatte ihnen einen Probenraum organisiert.
Eine Grundvoraussetzung, die nicht selbstverständlich ist. In Nordenham
gibt es nur wenige Möglichkeiten: in der Jahnhalle und der St.-Willehad-Schule,
die unter anderem auch die Stadtkapelle beherbergt. Inflame probt im Raum der
Band Prime Time, deren Gitarrist Jörg Eilers ist. Seit einem Jahr coacht
er nun die Nachwuchsband, suchte erste, spielbare Stücke aus, organisierte
die ersten Gigs. Nach und nach will er sich zurückziehen, die Jungs sich
selbst managen lassen.
Die Chancen stehen gut: Was den Musikgeschmack angeht, sind sie auf einer Linie,
und nach den ersten Auftritten haben sie Blut geleckt. Auf die Bühne wollen
sie und die Musik spielen, die ihnen gefällt. Skater boy
von Avril Lavigne, Basket case von Green Day, Schrei nach
Liebe von Die Ärzte und auch der Rockklassiker Summer of 69
von Bryan Adams: Das mache den Unterschied zum Musikunterricht aus.
Auf der Bühne stehen
Nur Blues spielen, das ist es nicht, sagt Sven. Ob er ohne Inflame
bei der Gitarre geblieben wäre, würde er nicht beschwören. Auch
bei Dennis (zwei Jahre Oldies in der Schülerband waren auch
nicht das richtige) und Robin kam mit der Band die Lust auf mehr: Ich
hatte drei Jahre Gitarrenunterricht, habe aber eigentlich nicht das gespielt,
was ich wollte. Das war eher Gezupfe. Von der Band habe er sich erst einmal
überraschen lassen. Dass es keine Zupfband sein würde,
war klar.
Mit vier Stücken im Repertoire bestritten sie ihr erstes Konzert, mittlerweile
stehen zehn auf ihrer Liste. Und es sollen mehr werden. Inzwischen suchen die
Jungs im Internet nach Liedern und Griffen. Neue Stücke, neue Auftritte:
So soll es weitergehen. Einen Vorteil habe Nordenham Nachwuchsbands zu bieten,
weiß Coach Jörg Eilers aus Erfahrung: Sie kommen leicht an
Auftritte. Das ist ganz wichtig.Vielleicht hat Inflame schon auf dem Stadtfest
wieder die Chance. Und sicher mit Valentin. Denn am Ende der ersten Probe heißt
es wie selbstverständlich: Der ist engagiert.Nordenham verfügt
über eine sehr bunte und vielschichtige Kulturlandschaft. Zu verdanken
ist das nicht zuletzt der überaus regen Musikszene. Der Nachwuchs rockt
selbstbewusst drauf los, neue Bands erscheinen auf der Bildfläche, etablierte
formieren sich neu. Was sich alles tut in der Szene, stellt die Kreiszeitung
in einer Serie vor, die heute mit einem Porträt über die Nachwuchsband
Inflame beginnt.