KZW, 19.7.04
Sieben ohne Konkurrenz
Bei Nothingness ist der Zusammenhalt trotz Umbrüchen groß
Erfolgreiche Mädchenband
Nordenham (asl). Eine Mädchenband. Reiner Zufall, sagen sieben
junge Frauen wie aus einem Mund. Aber ändern wollen sie es jetzt auch nicht
mehr. Denn No-thingness hat sich gefunden. Das soll auch so bleiben, trotz Umbruchstimmung.
Zwei von ihnen verlassen die Schule, und das Rockmusik-Projekt, aus dem die
Band hervor gegangen ist, ist auch beendet. Vor knapp drei Jahren hatte es Stefan
Yeti Jaedtke in der Jahnhalle initiiert. Dort wird auch jetzt noch
geprobt. Hinter der Bühne, in einem kleinen Raum mit ultrablauen Wänden
und einer niedrigen Decke, an der Eierpaletten zwecks Schalldämpfung kleben.
Am Freitagnachmittag stöpseln die Musikerinnen von Nothingness dort ihre
Instrumente ein: Melanie Lammers (19) die E-Gitarre, ihre Schwester Jannice
(14) den Bass. Anna Laarmann (14) richtet sich das Schlagzeug ein, Kristina
Lammers (16), die dritte Schwester im Bunde, das Keyboard. Fenja Münzberger
(17) und Claudia Büsing (16) packen Saxofon und Trompete aus, Jutta Gürtler
(19) macht sich am Verstärker zu schaffen.
Los gehts mit I swear, einem der zwei eigenen Stücke von No-thingness.
Der Bandname bedeute so viel wie das Nichts, erläutert Fenja.
Wir sind nichts, aber haben viel, verspricht Jutta.Ihre Musikrichtung?
Alles Mögliche, hauptsächlich Rock, Reggae, Soul. Sting,
Police, Genesis, Janis Joplin, Bob Marley. Das, was sie selbst gern hören.
Ein bunter Haufen, das ist No-thingness. Altersmäßig recht weit auseinander,
von gerade 14 bis 19 Jahre alt, und äußerlich recht verschieden.
Trotzdem passt es. Vielleicht liegt es an den Spielregeln. Welche
Songs sie spielen, haben sie demokratisch abgestimmt. Zwei konnte jede vorschlagen,
anschließend wurden sieben auserwählt. Vielleicht liegt es auch daran,
dass sie nur Mädchen sind. Bandcoach Yeti hat auf jeden Fall beobachtet:
Bei Mädchen ist das Sozialverhalten allgemein besser. Jungs müssen
sich beweisen.Beweisen wollen sich auch die sieben jungen Musikerinnen,
aber vorrangig gegenüber dem Publikum. Zeigen, was man kann und sehen,
dass es auch anderen gefällt: Man übt und übt und weiß
noch nicht wofür. Auf der Bühne weiß man es dann.
Coole Auftritte
Als Lebensgefühl pur beschreibt Jutta den Bühnenauftritt.
Anfangs war noch die Aufregung Mutter der Gedanken (Gott, Hauptsache wieder
runter von der Bühne.). Nach 16 Auftritten sind die Sieben cooler
geworden, die gehen immer mehr ab, sagt Melanie mit Blick auf ihre
Bandkolleginnen.Musikunterricht haben sie alle gehabt, die Bläserinnen
Claudia und Fenja spielten früher in der Stadtkapelle. Aber das hier
ist was anderes, das ist Musik, die ich selber höre, beschreibt Claudia
den Unterschied.Anna spielt bereits seit knapp sechs Jahren Schlagzeug; seit
sie auf einer Feier ein Schlagzeug hatte stehen sehen und es ausprobierte.
Da war sie neun. Ich bin klein, das Schlagzeug ist groß, sagt
das zierliche Mädchen noch jetzt, aber wer sie spielen sieht, der zweifelt
nicht, dass das ihr Instrument ist. Ein Grinsen macht sich dann breit auf ihrem
Gesicht und bleibt.
Spaß steht bei allen Sieben im Vordergrund. Vorbilder? Fehlanzeige. Karriere
als Berufsmusiker? Ebenso. Brotlose Kunst, harte Konkurrenz, entgegnen sie.
Einzig Jannice findet den Gedanken verlockend, sagt aber: Ich glaube nicht,
dass ich das schaffe.In Nordenham können sie sich konkurrenzlos blicken
lassen, sind auf dem Sampler 2003 der Nordenhamer Musikszene vertreten und haben
auswärts Konzerte gegeben. Nothingness kann ein abendfüllendes Programm
vorweisen. Eineinhalb Stunden (gefühlt: zehn Minuten, sagt
Melanie) hatten sie jüngst beim Konzert in der Jahnhalle bestritten.
Stefan Yeti Jaedtke zieht sich jetzt als Bandcoach zurück und
ist sich sicher, dass Nothingness auf eigenen Füßen stehen kann.
Auch wenn es Melanie zum Studium nach Oldenburg und Kristina zur Ausbildung
nach Brake zieht. Wie es dann mit der Zeit aussieht, wissen sie noch nicht;
aber schon, dass es weitergehen wird.