House-Musik hat eine Seele
Roman Tönjes legt als DJ Roman Tease elektronische Musik auf und produziert
eigene Stücke Weitere Tanz-Partys geplant
Es gibt Platten,
die sind wie füreinander geschaffen. Sagt Roman Tease. Dann kommt es darauf
an, sie beim Abspielen im richtigen Moment zusammenzubringen, ineinandergleiten
zu lassen. Reindroppen nennen das Disc Jockeys. Roman Tönjes
ist DJ Roman Tease. Seit Anfang des Jahres legt der Gymnasiast Platten bei Tanz-Partys
auf. Seine Musik: House.
Elementare Lektion für Nichtkenner elektronischer Musik: House ist kein
Techno. Nicht alles, was einen geraden Beat hat, ist Techno. Techno ist
monotone, schnelle Tanzmusik, House dagegen hat Charakter, hat eine Seele,
sagt der 19-jährige Nordenhamer. Musikalischer, anspruchsvoller, langsamer
und mit mehr Sounddichte: Das ist House-Musik.
Die zweite Lektion für Nichtkenner: Es gibt nicht die eine House-Musik.
Auf DJ Roman Teases Plakaten ist zu lesen: Deep und Jazz House. Sanfter
als gewöhnliche House-Musik nennt er die Richtung, aber sie genau zu definieren,
fällt ihm schwer. Zumindest mit Worten. Roman Tönjes greift lieber
ins Plattenregal und sagt: Hör den Unterschied.200 bis 300
Platten befinden sich in Romans Zimmer neben und unter dem Tisch mit
den beiden Plattenspielern, die Experten lieber Turntables nennen, und dem Mixer.
Hier praktiziert er das Reindroppen: Den Kopfhörer zwischen
Schulter und Kopf geklemmt, hält er ein Ohr an eine Hörmuschel. Die
typische Haltung eines DJs, die betont lässig aussieht, aber eher Ausdruck
von Konzentration ist. Die Kunst ist es, die Ohren an beiden Stücken zu
haben, um den richtigen Moment für das Einspielen der zweiten Platte abzupassen
und die Geschwindigkeit anzupassen. Dass er das beherrscht, hat er kürzlich
bei einem DJ-Contest in Bremen unter Beweis gestellt. 102 DJs wurden unter 800
Bewerbern zugelassen darunter auch Roman Tease.
Mit 14 hat Roman Tönjes seinen ersten House-Sampler erstanden ein
folgenschwerer Kauf, denn: Da wusste ich: Ich werde House-DJ. Der
auslösende Titel: If she only knew von Kevin Jost. Jost ist
noch heute sein Vorbild. Beim Platten auflegen hat er es nicht belassen
Roman Tönjes produziert auch Stücke, gemeinsam mit seinem Freund Hanno
Sonder. Deep tunes nennen sie sich und haben rund 30 Tracks gemischt.
Die Instrumente sind auf Romans Schreibtisch fest installiert: Drumbox, Synthesizer,
Sampler, Keyboard. Zum Mischen, Filtern und Verzerren von Beats, Bässen
und Geräuschen. Es ist nicht so, dass Roman Tönjes kein Instrument
beherrschen würde. Im Alter von fünf Jahren begann er mit dem Cello-Spiel
und tut es noch immer. Aber die elektronische Musik hat ihren Reiz: In
einem Stück tauchen Bongos auf, die keiner der beiden jemals gespielt hat.
Sie sind synthetisch erzeugt, mit Hilfe von Einspielungen, die sie solange verzerrt,
verfremdet, wiederholt oder anderweitig bearbeitet haben, bis sie stimmen.
Acht Stunden Arbeit für eine 30 Sekunden-Passage: Das kann passieren. Wenn
die beiden Lust und Zeit haben, schließen sie sich für ein
Wochenende ein und kommen mit einem Stück wieder raus.
Für Roman Tease bleibt das Auflegen erste Priorität. Und soll es bleiben;
nach dem Abitur und während des Studiums in einer anderen Stadt. Dann werden
auch die Wege zum Plattenladen kürzer. Jetzt fährt der 19-Jährige
nach Oldenburg oder Bremen, um sich auf dem Laufenden zu halten.
Radioshow auf WSM
Was er findet, ist auf seinen Parties und in seiner Sendung auf Radio WSM (Smooth
grooves, jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat, 19 Uhr) zu hören.
Von einer House-Szene lässt sich in Nordenham nicht sprechen. Die Parties
sind ein Anfang, findet Roman Tease. Ein bisschen House-Verständnis
will er schon weitergeben. Fünf Stunden lang hat er auf der letzten Party
daran gearbeitet, nonstop aufgelegt, eine volle Tanzfläche geerntet.
Unter anderem mit diesen Platten, die füreinander geschaffen sind.