KZW, 20.8.04
Mit James Brown und Will Smith
Golden Erection hat den Groove wie kaum eine andere Band: Daran soll sich
auch nach der Umbesetzung nichts ändern
Von Astrid Labbert
Es gibt wohl
kaum einen Ort, an dem Golden Erection, die goldene Erektion, ein geflügeltes
Wort ist. Nordenham ist allerdings solch ein Ort; genau genommen seit 1997.
Daran gearbeitet haben damals vier Nordenhamer. Jetzt sind es sieben, die in
neuer Konstellation an einem musikalischen Monsterprogramm proben. Das soll
Silvester kredenzt werden.
Man könnte sagen: Sie spielen eine Mischung, aus Funk, Soul, Hip-Hop, Reggae.
Selbst beschreiben sie in ihrer muss-noch-fortgeschrieben-werden-Bandchronik
ihren Bühnenauftritt so, als würde James Brown auf die Chili
Peppers treffen und mit Will Smith gemütlich einen Cocktail auf Haiti genießen.
Und man muss zugeben: Da ist was dran.
Bestimmend bei den Bühnenauftritten sind von Beginn an die Brüder
Pasquale und Marvin Schulz (beide 24) gewesen. Julia Turmann hat sich bisher
mit ihrer klaren Stimme im Hintergrund gehalten. Das wird sich ändern:
Auf der Silvesterparty in der Jahnhalle wird sie bei einigen Stücken (Come
into my life von Randy Crawford, Summer night city von Abba)
im Mittelpunkt stehen.Die 20-Jährige hatte in einer Tossenser Kirchengemeinde
das erste Mal vor Publikum gesungen, später in einem Schulchor (der
meine Stimme ganz gut geschult hat) in den USA. Durch ihren Bruder landete
sie schließlich bei Golden Erection. Gitarrist Niklas Turmann hat es inzwischen
zum Gitarrenstudium nach Hannover verschlagen Julia ist geblieben, als
einzige Frau unter sechs Männern.In die Fußstapfen ihres Bruders
ist Sven Lüdke getreten. Der Mann mit den langen braunen Haaren ist kein
Unbekannter in der Nordenhamer Musikszene, war bisher allerdings eher auf Hardrock
abonniert. Musikalisch eine neue Richtung einzuschlagen und das mit Golden Erection,
hat ihn gereizt. Ich habe die Band vom Mischpult aus erlebt. Andere mühen
sich eineinhalb Stunden ab und das Publikum kommt nicht in Schwung. Bei denen
klappt das gleich beim ersten Lied. Die Band hat eine Menge Potenzial.Was
der 33-Jährige Potenzial nennt, ist für Stefan Yeti Jaedtke
die Frische. Als Keyboarder ersetzt der 42-Jährige den im Sommer
2003 ausgestiegenen Corvin Bahn. Delf Schewe (24) am Schlagzeug und Dennis Eickermann
(25) am Bass tragen unverändert zur angestammten Geräuschkulisse der
Kombo bei.
In die Hüfte kommen
Musikalische Veränderungen soll es mit den Neuankömmlingen nicht geben.
Alles, was Groove hat und tanzbar ist, sei auch künftig das
Markenzeichen von Golden Erection. Im Stil wird sich unser Einfluss nicht
niederschlagen, nur wie es gespielt wird, ändert sich, sagt Sven
Lüdke. Dass sie derzeit an Coverstücken proben, habe mit dem Silvesterauftritt
zu tun. Ein Abend füllendes Programm solls geben, mit Covertiteln,
aber nicht 1:1, sondern mit eigener Note gespielt. Wozu Joe Cocker möglichst
gut kopieren. Den gibt es doch schon, sagt Marvin Schulz. Der eigene Stil
sei entscheidend.
Mit dem neuen Programm wollen sich die Sieben etwas ausgewählter anbieten,
nicht mehr jeden Auftritt zu jedem Preis annehmen. Auftritte über Norddeutschland
hinaus, vielleicht Fernsehauftritte für Newcomerbands, sind ihre Vision.
Die Durststrecke bis zum nächsten Auftritt ist lang. Fest stehen die Termine
Silvesterparty in der Jahnhalle, Stadtfest 2005 und die Sail 2005 in Bremerhaven.Warum
ein Golden-Erection-Publikum so schnell in die Hüfte kommt,
dürfte an Potenzial, Frische, am Spaß an der Musik liegen, den die
Band ausstrahlt. Unterschiedliche Geschmäcker treffen aufeinander und werden
vermengt. Man experimentiert.Andere sitzen am See und du im Probenraum.
Der Gedanke kommt schon mal. Aber eine gute Probe, und du fragst dich das nicht
mehr, sagt Gitarrist Sven Lüdke.Eine Woche nicht spielen, und das
Kribbeln setze ein. Dafür schiebe ich jede Frau zur Seite,
sagt Dennis Eickermann und grinst. Und das klingt schon irgendwie nach Will
Smith.