KZW, 12.10.05

Am Anfang war es ein bisschen Magie
Una Banda stehen nach zehn Jahren wieder auf der Bühne
Von Christoph Heilscher
Es gibt mitunter magische Momente, sogar in Nordenham. Solch ein Moment war die „Geburtsstunde“ von Una Banda de Musica im November 1982 im Haus Weserstrand im Großensieler Hafen. Draußen heulte der Sturm, und drinnen erklang eine Musik, wie man sie so bis dahin an der Wesermündung live nicht gehört hatte.Yeti Mansenas Arrangements, Tommy Maréchals leidenschaftliche Stimme und die Spielfreude der übrigen Musiker verbanden sich zu einer Mischung mit Zaubertrank-Qualität für Wolke 7. Es wurde einer dieser Weißt-Du-noch-damals-Abende. Verdammt lang her. Am 11. und 12. November gibt es eine Neuauflage, eine Tauchfahrt in die Vergangenheit von Una Banda de Musica einerseits und ein völlig neues Programm mit fast allen Musikern von früher, aber auch einigen neuen Gesichtern andererseits. Neu ist auch der Spielort: Das Nordenhamer Kino wird zum Konzertsaal.
Drehen wir die Zeit zurück auf das Jahr 1982. Damals lebte in der alten Süllwarder Schule eine Musiker-WG – die Drehscheibe für verschiedene musikalische Projekte, die personell alle irgendwie miteinander verbandelt waren. Aus den Scherben der Jazzrock-Formation Euphrat bildete sich damals Yetis Music Ensemble, der Vorläufer von Una Banda. Ihr erstes Konzert gaben sie im Frühjahr 1982 in der Besetzung Yeti Mansena (Keyboard), Wilhelm Saemann (Bass), Michael Jacob (Schlagzeug), Knut Manke (Gitarre, Vibrafon) und Holger Wörner (Saxofon). Bei einigen Stücken unterstützte sie der Nordenhamer Joe Cocker: Jürgen Schimmelpfennig.Wenige Monate später zündete die Rakete dann im Haus Weserstrand. Es war die berühmte November-Nacht. Hergen Küpker hatte den Part am Saxofon übernommen, Tommy Maréchal sang, Peter Fritze spielte Gitarre. Aus Yetis Music Ensemble wurde Una Banda de Musica. Aus Songmaterial von Stevie Wonder, Steven Stills und Eigenkompositionen gestaltete die Band einen zauberhaften Abend.
Unbeschwerte Zeiten
Es folgten einige schöne Jahre, die Una Banda auf Tourneen durch ganz Norddeutschland führten. Es war eine Phase, in der den Musikern die Welt offen zu stehen schien. Gedanken über Job und Karriere – kein Thema, oder nur eines am Rande. „Wir hatten nie das Gefühl, dass wir etwas verpassen könnten“, sagt Yeti. „Wir hatten keine Existenzangst. Es war alles so unbeschwert“, fügt Wilhelm Saemann hinzu. Glückliche Zeiten. Una Banda besuchte Workshops bei bekannten Jazzmusikern wie Florian Poser und Klaus Ignatzek, hatte Kontakt mit Konzertveranstaltern wie Dieter Schubert und Volkert Koopmanns, die heute zu den Großen der Branche gehören. Während die Band immer mehr Konzerte gab, zeichneten sich jedoch bereits die ersten Risse ab. Die Besetzungen wechselten mehrfach, der Stil auch. Una Banda orientierte sich Richtung Blues mit dem Sänger Jürgen Schimmelpfennig, dann in Richtung Funk, doch die Inspiration der Anfangszeit verflüchtigte sich langsam. „Wir suchten einen Stil für ein größeres Publikum“, erzählt Yeti Mansena rückblickend. Doch der ganz große Durchbruch gelang nicht. Hinzu kam, dass bei einigen Bandmitgliedern jetzt doch Ausbildung, Beruf und Familie zunehmend im Vordergrund standen. Anfang 1986 war Una Banda zum Trio geschrumpft mit Wilhelm Saemann, Yeti Mansena und Michael Jacob. Gut zwei Jahre später löste sich die Band auf und gab ihr erstes letztes Konzert. Wilhelm Saemann fuhr als Drucker auf der MS „Europa“ zur See, Michael Jacob zog nach Bremen, Yeti Mansena heuerte als Programmgestalter in der Jahnhalle an.
Es sollten weitere letzte Konzerte folgen. Das nächste zum zehnjährigen Jahnhallengeburtstag im Herbst 1993, bei dem auch ein Konzertfilm aufgenommen wurde. Una Band klang frisch und locker wie in den besten Zeiten. Ein Jahr später erlebte Wilhelm Saemann „das schlimmste Konzert meines Lebens“. Es war eine Rocknacht in der Friedeburg. Prime Time hatte die Massen mit Rockhits in Wallung gebracht, und dann kam Una Banda mit einem Programm aus überwiegend selbst komponierten Stücken und fiel durch.
Mit zum Teil denselben Musikern, aber unter dem Namen Bad Habit und einem Bluesprogramm lief es 1995 dann schon wieder viel besser. Zehn Jahre ist das nun her. Zeit für ein weiteres neues letztes Konzert. Es ist ein bisschen wie bei den Stones. Eigentlich ist die Geschichte längst zu Ende, und doch geht sie irgendwie immer weiter.
Seit drei Monaten probt Una Banda bereits für die Konzerte am 11. und 12. November im Kino. Der Vorverkauf hat begonnen. Wer dabei sein möchte, wird sich beeilen müssen. Pro Abend stehen rund 170 Plätze zur Verfügung. Dann ist das Kino voll. Karten gibt es zum Preis von 12 Euro bei der Kreiszeitung Wesermarsch.
Aus alten Zeiten stehen auf der Bühne Yeti Mansena, Wilhelm Saemann, Michael Jacob, Hergen Küpker, Tommy Maréchal und Holger Wörner. Immer mal wieder mitgespielt hat in all den Jahren der Saxofonist Fred Paukstat. Neu dabei sind die beiden Sängerinnen Jutta Gürtler (Friends&Strangers) und Jennifer Carstens (Golden Erection) sowie der Gitarrist Sven Lüdke (Golden Erection). Gespielt wird ein Programm mit Titeln von Sting, den Who, Steely Dan, Marvin Gaye sowie Eigenkompositionen.