KZW, 05.11.2005
Wie man eine Legende fortschreibt
Una Banda geben zwei großartige Konzerte im Nordenhamer Kino – Jazzig, funky
und schlichtweg umwerfend
Von Detlef Glückselig
„Feelin‘ Alright.“ Mit einer alten Nummer von Joe Cocker setzte Hergen Küpker
den Schlusspunkt. Und traf den Nagel auf den Kopf. Als der Abspann lief, sich
die Akteure vor dem Publikum verbeugten, gab es wohl niemanden an diesen zwei
Abenden, der sich nicht gut fühlte. Im Nordenhamer Kino lief ein ganz besonderer
Film. Ein Film, der seine Handlung auch, aber gewiss nicht nur aus der Nostalgie
bezog: Una Banda 2005.
Aha-Effekt schon beim Reinkommen: Ein Fotograf hält einem die Kamera ins Gesicht.
Vor der Leinwand steht eine Bühne, die fast die gesamte Breite des Saals einnimmt.
Darauf die Instrumente, drüber Traversen mit Scheinwerfern – Una Band haben
mächtig aufgefahren. Eins ist schon mal klar: Die Atmosphäre stimmt, der Filmpalast
eignet sich als Konzertsaal bestens.
Der Abend beginnt mit Friends & Strangers. Die aus Jannice Lammers (Bass), Fenja
Münzberger (Saxofon), Jutta Gürtler (Gesang), Till Münzberger (Schlagzeug) und
Yeti Mansena (Keyboards) bestehende Band spielt Jazz-, Funk- und Soul-Standards
und macht schnell klar, dass sie mehr als nur der Vorfilm ist, den man eben
über sich ergehen lassen muss, bevor der Hauptfilm anfängt. Einmal mehr betört
Jutta Gürtler mit ihrer Stimme. Till Münzberger und Jannice Lammers sind als
Rhythmusgruppe eine Bank. Yeti Mansena und Fenja Münzberger setzen solistische
Akzente.
Toller Auftakt.
Ansteckende Spielfreude
Nach einer Pause ist es dann soweit: Una Banda 2005 – Wilhelm Saemann (Bassist
und Initiator des Abends), Michael Jacob (Schlagzeug), Yeti Mansena (Keyboards),
Holger Wörner (Saxofon), Hergen Küpker (Gesang und Saxofon) und Tommy Marechal
(Gesang) aus der alten Garde, unterstützt durch Sven Lüdke (Gitarre), Fred Paukstat
(Saxofon) und Jutta Gürtler und Jennifer Carstens (beide Gesang). Zusammen eine
fast unglaublich gut aufeinander eingespielte Band, die das Publikum zwei Abende
lang mitreißt. Da ist sie wieder, die alte Magie.
Una Banda spielten Stücke von Steely Dan, von Sting, Joe Cocker, Bill Withers
und The Who – Musik, die man eigentlich nicht so einfach in einen Topf werfen
kann. Und doch klang alles wie aus einem Guss. Das lag an den cleveren Arrangements,
mit denen die Band jedem der Stücke ihren jazzigen, ungemein groovenden Stempel
aufdrückte. Hinzu kamen Eigenkompositionen, die schon vor 20 Jahren auf der
Setlist standen. Und hier durften dann auch die Solisten ihr ganzes Können ausspielen.
Keine Frage, da waren herausragende Musiker am Werk.Sich in Szene zu setzen,
das verstanden Una Banda schon immer. Und auch diesmal stimmte alles, vom Licht,
über die Video-Projektionen auf der Leinwand bis hin zum zumindest am Sonnabend
exzellenten Sound. Hinzu kam eine ansteckende Spielfreunde, die es einem mitunter
schwer machte, auf dem Kinosessel sitzen zu bleiben. Spätestens beim Schlussapplaus
tat das dann auch niemand mehr. Es gab standing ovations.Bei „Who are you“ von
The Who wurden die Fotos auf die Leinwand projiziert, die der Fotograf am Eingang
von allen Besuchern geschossen hatte. Und so hatte dann auch jeder aus dem Publikum
seinen kleinen Auftritt.
Eine schöne Geste.Una Banda haben ihrer eigenen Legende ein weiteres Kapitel
hinzugefügt. Es war ein überaus spannendes, ein umwerfendes Kapitel, das es
unbedingt verdient hat, geschrieben worden zu sein. Ob es das Schlusskapitel
war, bleibt abzuwarten. Hoffentlich nicht. Wenn doch, dann hat sich zumindest
ein Kreis geschlossen.1+ mit Sternchen. Und danke für zwei phantastische Abende.