KZW, 6.12.63

Ohne Waschbrett geht es nicht
Nordenhamer Band spielt bei der Bremer „Fifth Skiffle Session"
CH Nordenham. Eine Ukulele, drei Gitarren, ein Baß, genannt Teekiste, und, last not least, Mutterns altes Waschbrett — das sind die Instrumente, mit denen sechs Junge Nordenhamer einem Zweig der Musik huldigen, der als jüngster Ableger des großen amerikanischen Bruders Jazz, ebenfalls seinen Weg über den Ozean nach Europa fand, der „Washboard-Music", bei uns als Skiffle bekannt.
Ein kluger Mann hat für den Jazz folgende einleuchtende Definition herausgefunden: „Jazz ist eine improvisierte amerikanische Musik, die europäische Instrumente gebraucht und Elemente europäischer Harmonik, europäisch-afrikanischer Melodik und afrikanischer Rhythmik miteinander verbindet." Womit klipp und klar bewiesen ist, daß Jazz ein Cocktail ist, bei dem es auf die richtige Mischung ankommt, wenn er ins Blut gehen soll.
Eine Mischung ist auch die Skiffle-Musik, bei der es wie beim Jazz auf Tonbildung, Arrangement, Rhythmik und — das A und O — auf gekonnte Improvisation ankommt. Sie ist ein bunt zusammengewürfeltes Repertoire von Schlagern, Cowboy-Musik, Shanties, ausländischer und lateinamerikanischer Volksmusik. Der wesentliche Unterschied zum Jazz liegt im vokalen Element. Die Musiker singen und spielen qleichzeitig.
Was das Skifflen für Jugendliche besonders attraktiv macht, ist die äußerste Einfachheit der Instrumente, die dem echten Bedürfnis junger Menschen nach Ursprünglichkeit entgegenkommt. Von diesem Blickpunkt aus gesehen ist das weitverbreitete Skifflen vielleicht ein Gegenbeweis für die Behauptung, die Jugend von heute sei verweichlicht.
Auf der heute in Bremen in der „Glocke" stattfindenden „Fifth Skiffle Session" haben die jetzigen Mitglieder der Nordenhamer Skiffle-Band, Delf Jacobs (Ukulele), Erich Schüler (Waschbrett), Peter Meier, Ernst Petersen und Band-Leader Norbert Möckel (Gitarre) sowie Klaus Harms (Baß) die nicht ganz leichte Aufgabe,gegen starke Konkurrenz die „ruhmreiche" Tradition der Nordenhamer „River Muskrats" fortzusetzen.
Aber auch die neu zusammengestellte Band hat sich bereits die ersten Sporen mit Einlagen bei Tanzveranstaltungen verdient und während der Abwesenheit des Band-Leaders, der beim Militär ist, im Keller Schulstraße 40 fleißig geübt. „Mama don't allow" ist in diesem Falle also nicht wörtlich zu nehmen, und „Where could I go" ragen sich manchmal auch Herr und Frau Petersen, wenn die „mit Geräusch verbundene Musik" aus ihres Kellers Tiefen dringt.

Von der kompletten „Fifth Skiffle Session" mit 20 Bands (Glocke Bremen, 6.12.63) gibt es eine von Jochen Laschinsky (The Five Idling Potatoe Stompers, Mushroams, Just us, Happy Times, Blax-Band) gestaltete Doppel-CD!