KZW, 8.4.69
Als die German Bonds auf die Bühne kamen, fing der Beat erst richtig an
NORDENHAM. Am Ostersonntag lief im vollen Haus der „Friedeburg" die Beat Veranstaltung „dance 69" des Veranstalters Bernhard Tschöppe. Drei Beatbands waren aufgeboten, um die „Teens und Twens" aus Nordenham und Umgebung von weicher und harter Welle zu überspülen. Die „German Bonds", die „Just Us" und die „Godfathers Bluesband" Überboten sich gegenseitig an Show und Lautstärke. Aus nah und fern eilten die Fans in die „Friedeburg". Eine Parade der Miniröcke wartete dort auf.
Sämtliche Arten der Bekleidung waren aufgeboten. Vom Hippie-Anzug mit Flower-Power-Schock bis zum Tanzstunden-Anzug mit weißem Hemd und Krawatte war alles vertreten. Letztere, etwas „ausgefallene" Art der Bekleidung, fiel natürlich am meisten auf. Mit etwas Verspätung eröffnete die „Godfathers Bluesband" den „Reigen". Wer jedoch geglaubt hat, der Saal würde sich in einen Hexenkessel verwandeln, sah sich enttäuscht. Die Wogen der Begeisterung hielten sich in den geziehmenden Grenzen.
Etwas verwundert war ich über einen jungen Mann neben mir. Bei jedem Ton wandte er sich in Zuckungen. Ich nahm ernsthaft an, ihn hätte das Beatfieber gepackt. Dabei stellte sich heraus, daß er keineswegs in Ekstase geraten war. Die schrillen Pfeiftöne der übersteuerten Verstärker bereiteten ihm empfindliche Ohrenschmerzen.
Ein reizendes Paar eröffnete indes auf der Fläche mit verschlungenen Bewegungen dert Tanz. Angespornt durch diese Vorboten wagten sich noch einige zaghafte Pärchen auf die Tanzfläche. Lange konnten sie sich jedoch ihrer Bewegungsfreiheit nicht erfreuen. An Tanzen war bald nicht mehr zu denken. Wenn man vom Nebenmann nicht zarte Tritte gegen das Schienbein bekommen wollte, mußte märt sich vorsichtig bewegen. Die zweite "Beatgruppe, die „Just Us", nützte die angewärmte Stimmung im Saal aus und heizte tüchtig ein. Eine Verständigung mit normaler Lautstärke war nicht möglich. Die einzelnen Verstärkertürme lieferten sich erbitterte Schlachten. Welcher schließlich der Ueberlegene war, ließ sich abschließend nicht mehr feststellen. Der Drummer (Schlagzeuger) gab sich redlich Mühe, die Verstärker zu übertönen, aber die Technik trug den Sieg davon.
Dann wurde die Sensation des Abends angekündigt. Die „German Bonds" aus Hamburg schwangen sich auf, die Herzen der Nor-denhamer im Sturm - zu erobern. Mit Licht-reflexen und technischer Perfektion holten sie alles heraus, was herauszuholen war. Die Fans waren begeistert und gingen mit. Der junge Mann neben mir vergaß seine Ohrenschmerzen und stürzte sich auf die Tanzfläche. Ende der offiziellen Veranstaltung war gegen 24 Uhr, aber trotzdem hielten es die meisten Fans noch bis in die frühen Morgenstünden in der „Friedeburg" aus. Vor allem war maii darauf bedacht. Autogramme von der Beatband „German Bonds" zu bekommen, die auf dem deutschen Schlagermarkt stark im Kommen ist. Der Jugendclub Tossens trug eiri handsigniertes Plakat davon. Aber auch die anderen Fans kamen auf ihre Kosten.
Norbert Walter