KZW, 29.11.69

Delf Jacobs auf zwei Schallplatten

Noch viele Gymnasiasten oder die, die es einmal waren, werden sich an eine Szene erinnern, die sich zu Beginn des Jahres 1964 im hiesigen Gymnasium abspielte: Einige Jünglinge erschienen zum Unterricht mit einem blauen Pullover, der auf der Rückseite den Namen „Bottles" trug und auf dessen Vorderseite, genauer gesagt in der „Herzgegend", das Symbol „die Flasche" (aus Stoff, versteht sich) aufgenäht war. Diese „Jünglinge" waren Mitglieder der Beatband „The Bottles", die damals von Delf Jacobs gegründet wurde. Nicht nur seine Lehrer waren zu der Zeit der Meinung, daß diese Art der Musik nur brotlose Kunst sei ...
Delf ist es jedoch gelungen, die damals kritischen Zeitgenossen vom Gegenteil zu überzeugen. Erster Beweis dürfte auf diesem Wege die Tatsache sein, daß Jacobs bis Ostern dieses Jahres Mitglied der „Just Us" war und daß es zum Teil auch ihm zu verdanken ist, daß diese Gruppe zu den beliebtesten in Norddeutschland zählte. Die damals recht düsteren Prophezeiungen und Urteile sind für unseren Freund Gott sei Dank nicht Wirklichkeit geworden. Man wird ihn nämlich bald zusammen mit vier anderen Musikern von einer Single sowie einer LP hören. Der Weg hierzu war gar nicht so kompliziert. Nach Trennung der „Just Us" lernte Delf die damals vierköpfige Musik-Kommune „Mils Zaff kennen. Oft setzte man sich zu stundenlangen Sessions zusammen, deren Ergebnis es war, daß man vor kurzem Tonbandaufnahmen bei einer Schallplattenfirma machte, die dann derart gut gefielen, daß hiervon eine Single produziert werden soll. Damit aber nicht genug: Gleichzeitig erhielt "Mils Zaff" einen Vertrag zur Produktion einer Langspielplatte, der bereits abgeschlossen ist. Wenn man nun nach dem Sound der Musik-Kommune fragt, so muß ich den Fans der harten, lauten Musik eine Abfuhr erteilen. Hierzu sagte man mir: „Es soll endlich wieder mit den Ohren gehört werden und nicht mit den Füßen (Baß)." Der Sound ist vergleichbar mit der Session (die "indische Session"), die den Nordenhamern am 7. September in der „Friedeburg" (neben dem Gastspiel der „Light") dargeboten wurde. Hierbei wechselte die Besetzung oft. Es werden Instrumente wie Handtrommeln, Orgel, Flöten, Gitarre und Geige gespielt. Zwar eine äußerst ungewöhnliche Besetzung, die auf der, anderen Seite aber verdeutlicht, daß man gute Musik auf keinen Fall nach ihrer Lautstärke beurteilen darf. Beide Platten werden wahrscheinlich bei der CBS, vielleicht aber auch bei der „Deutschen Grammophon" erscheinen. Es steht nur noch nicht fest, ob unter dem Namen "Mils Zaff". Hierzu kann man Delf sowie seinen" Mitstreitern nur viel Erfolg wünschen. Pedro