KZW, 13.12.69

Just us: ja - Happy Times: nein.

So sah es vor Redaktionsschluß ausr als die Jugendredaktion nach der Besetzung der heutigen, der 49. DANCE-Veranstaltung in der Friedeburg fragte. Die populären Bremer Amateure aus glücklichen Zeiten bleiben zuhause; statt dessen treten (einmal wieder zum letzten Male) die Leute von Godfather's Bluesband vor das Nordenhamer Publikum hin. Diese Gruppe hatte schon vor längerem Auflösungsabsichten bekanntgegeben. (Kleine Frage an die Veranstalter: Die Happies waren wohl zu teuer, wa?). Es wird gemunkelt, daß dies die letzte DANCE-Veranstaltung wird. Aber nichts genaues weiß man nicht. Die große Ueberraschung heißt jedenfalls: „Just us" sind da. Drei Mann, zumindest hierzulande berühmt, mit neuem Repertoire. In einer Zeit, da der Sound zehntausend elektrischer Gitarren modern ist, überraschte es manchen, als die Just us (im Volksmund Justus) bei einem ihrer ersten Gastspiele in der völlig überfüllten Lila Eule nur zu dritt auf die Bühne stiefelten. Der Klang aus den Verstärkerboxen war dennoch ungewöhnlich voll.
Nach dem Ausscheiden des Nordenhamer Saxophonisten Peter Lüdecke vor fast zehn Monaten, gaben die Just us ihr Soulrepertoire auf und wandten sich dem Blues nach Undergroundmanier zu. Dieser Ausflug ins psychedelische Reich behagte nicht allen Fans. Bei der neuen Musik von Just us fehlt das improvisierte, freie Spielen ganz. Die 3-Mann-Gruppe hat mehrere Titel von Chuck Berry, Steppenwolf und Jack Bruce in ihr Repertoire aufgenommen, aber nicht ohne diesen Songs den strahlenden Just-us-Anstrich zu verpassen.
Als vor einem halben Jahr der Nordenhamer Kommunarde und Musiker Delf Jacobs (Gesang) und Schlagzeuger George B. Miller aus persönlichen Gründen die Gruppe verließen, standen die Just us vor dem ungelösten Schlagzeugerproblem. In Hamburg probte die restliche Truppe mit einem Dutzend Schlagzeugern und arbeitete ungewöhnliche Klangeffekte und Rhythmen aus. Am Scheitern des Versuches, nur noch eigenes und ungewöhnliches Material bringen zu wollen, zerbrach die Formation. Organist Günther Abels wechselte zur englischen Gruppe The Light, Sänger Stephan Remmler — unbestrittener Frauenliebling zwischen Weser und Ems — reichte seinen Abschied ein und machte sich auf eine Weltreise. Mittlerweile ist G. B. Miller von den Autumn Vintage zu den Just us zurückgekehrt. Der Wehrpflichtige im 9. Monat tat sich wieder mit den beiden Studenten Rolf „Micky" Kaiser und Gerd Krawinkel („Kralle") zusammen. Micky Kaiser singt nun die Leadstimme im Just-us-Chor; sein Gesangsstil hat sich völlig geändert, sein Gesang ist stimmungs- voller geworden, Die Trommelarbeit von George B. ist wesentlich akzentuierter, das Gitarrenspiel von „Kralle" noch abgerundeter.
Erstmalig werden die Just us in der Friedeburg Eigenkompositionen vorstellen. Während die kompositorische Arbeit von den beiden Gitarristen übernommen wurde, besorgte Drummer Miller den Text. Völlig ungewöhnlich an den Eigenkompositionen von Just us ist der extrem häufige Taktwechsel. Kenner der Just us registrierten, daß die neue Formation eine bislang unbekannt hohe Musikalität ausstrahlt. Die Just us sind im Begriff, sich erneut zur begehrtesten Band der Spezialisten im norddeutschen Raum aufzuschwingen, die In ihrem Repertoire einen weiten Bogen vom Rock bis zum Jazz zu spannen vermag. Völlig überfüllte Häuser bei ihren ersten Auftritten, in neuer Formation waren der Beweis dafür, daß diese Gruppe nach wie vor eine faszinierende Anziehungskraft ausstrahlt. Bernd