KZW, 5.12.70

Amerikanische Musiklehrer wählten einen Nordenhamer Schüler zum Preisträger

NORDENHAM. Schüler Bremerhavener Musiklehrer brachten bereits Preise aus der ganzen Bundesrepublik mit nach Hause. Den weitesten Weg legte aber wohl die Trophäe eines Schülers des ersten Cellisten des Städtischen Orchesters, Willi Gebhardt, zurück; denn der 17jährige Stefan Tönjes aus Nordenham wurde in Fremont / Kalifornien (USA) als bester Instrumentalist der Schule ausgezeichnet.
Wegen besonders guter Leistungen konnte Stefan im August 1969 für ein Jahr im Schüleraustausch nach Amerika fahren. Er wohnte an der Pazifikküste, etwa 60 Kilometer von San Franzisko entfernt bei einer amerikanischen Familie, besuchte die Highschool und lernte während dieses Jahres, Land und Leute kennen.
Obwohl viele neue Eindrücke auf ihn einstürmten, vergaß er nie sein Cello. Noch vor seiner großen Reise hatte Stefan Tönjes sich vorgenommen, auf jeden Fall soviel zu üben, daß er nach dem Amerikaaufenthalt mit seinem Lehrer da weitermachen konnte, wo er die Uebungsstunden unterbrochen hatte.
Dieses Ziel erreichte er nicht nur, er konnte es sogar übertreffen, denn er hatte nicht damit gerechnet, daß Musik an den amerikanischen Schulen sehr gefördert wird. Die 3000 Schüler der Highschool in Fremont konnten unter mehreren Orchestern und Chören wählen und bekamen zudem alle Instrumente von der Schule zur Verfügung gestellt.
Der junge Deutsche bekam sogar zwei Celli, das eine für die Schule und ein anderes, damit er auch zu Hause üben konnte. Nebenbei nahm er auch noch zwei Privatstunden monatlich bei einem Cellolehrer des California State College, so daß er nicht nur auf seinem Uebungsstand blieb, sondern sogar, wie ihm Willi Gebhardt später bestätigte, beträchtliche Fortschritte machte.
Nachdem der begabte Amateurcellist bereits viele Konzerte mit dem Schulorchester gegeben und sogar in der Kirche vorgespielt hatte, folgte ziemlich zum Schluß seines Aufenthaltes die Belohnung für Fleiß, Ausdauer und Zuverlässigkeit. In geheimer Wahl wurde er von den Musiklehrern und Schülern als bester Instrumentalist der Schule gewählt und bekam den begehrten „Stradivarius Avard" für 1970 überreicht.
Diesen Erfolg verdankt der junge Cellist, wie er sagt, nicht zuletzt seinem Bremerhavener Cellolehrer Gebhardt, bei dem er seit seinem 13. Lebensjahr regelmäßig einmal in der Woche Unterricht nahm.