KZW, 6.8.75
Uwe
Haase erzählt seine Geschichten musikalisch
Liedermacher strebt große Karriere an
Nordenham. Der Weg nach oben ist schwierig, die Konkurrenz auf dem Musik-
und Schlagermarkt ist groß; als Liedermacher wird man leicht mit den bekannten
Größen wie Reinhard Mey, Ulrich Rosky oder Hannes Wader gemessen.
Die Gefahr, von der Spontaneität in den Sog des Kommerzes zu geraten, ist
tückisch, aber stetig, und ehe der Profit kommt, muss erst einmal investiert
werden. Dies alles weiß der junge Nordenhamer Liedermacher Uwe Haase,
dennoch strebt er die große Karriere an und ist bereit, Opfer zu bringen
immer den großen Erfolg im Auge, den Traum, ein Star zu werden,
etwas zu gelten in der deutschen Musikszene. Eines bringt er mit: Talent, Ehrgeiz
und ein gutes Stück Gefühl für Sprache, Probleme der zwischenmenschlichen
Beziehungen, ein Auge für das, was jeden von uns angeht, zumindest aber
angehen könnte. Diese Probleme will er vermitteln, will sich und seine
Gefühlswelt mitteilen, will eine kleine Geschichte erzählen in seinen
Liedern, wie sie auf der Straße, in jeder Kneipe, auf dem Markt, ergo
jedem Durchschnittsbürger widerfahren kann.
Ich will etwas erzählen, was es tatsächlich gibt, keine heile
Welt besingen, die in Wirklichkeit nicht existiert. Ich bin kein Pessimist,
schon gar kein Nihilist, aber den Sinn für die Realität darf man nicht
verlieren. Selbst wenn meine Lieder manchmal negative Inhalte haben, bin ich
bemüht, positive Wirkung zu erzielen. Ich stehe dem Leben nicht negativ
gegenüber, sondern versuche lediglich, darauf aufmerksam zu machen, dass
vieles besser sein könnte, wenn sich die Leute ein wenig mehr Zeit füreinander
nähmen, erklärt der Barde seine Motiation, Lieder zu machen.
Dabei ist vom Liedermachen anfangs keine Rede gewesen. Gleichwohl hatte Haase
schon früh angefangen, Gedichte zu schreiben, kleine Verse, die Alltäglichkeiten
widerspiegeln sollten. Dieses über einen längeren Zeitraum hinweg.
Auch Kurzgeschichten und sogar ein Kinderbuch gehören zu den Werken seiner
ersten Schaffensphase auf dem musisch-künstlerischen Sektor. Die Bundeswehr
gab dann den Ausschlag, zu den Texten auch Musik zu machen. Ein Offizier bat
den Soldaten Haase nämlich, anlässlich eines Festes in der Kaserne
einen neuen Text zu dem Udo-Jürgens-Chanson Lieb Vaterland, magst
ruhig sein zu verfassen und dieses dann vorzutragen. Haase ließ
sich nicht lange bitten, dichtete und sang dann auch mit Erfolg.
Autodidakt Haase machte weiter, er fing an, auch andere seiner prosaischen Werke
zu vertonen. Die Gitarre wurde sein ständiger Begleiter. Er lernte, sie
richtig zu spielen, brachte es sogar zu einem gewissen Grad an Perfektion. Dies
soll nicht mit Starrheit verwechselt werden, sondern meint, dass Uwe Haase sein
Instrument vollkommen zu beherrschen lernte. Musikalisch lässt er sich
nämlich nicht gerne festlegen, schließlich hat er sich bis heute
die Lust zu plötzlichen Improvisationen auf der Bühne vorbehalten.
Für andere ist es oft schwierig, mit mir zusammenzuspielen, weil
ich gerne aus der Stimmung, aus dem Gefühl heraus anfange zu improvisieren,
charakterisiert er seine Art der Interpretation. Bei ihm springt der Funke vom
Publikum über und auch von ihm wieder auf seine Zuhörer zurück.
Ich brauche das einfach, erklärt er, ohne die Resonanz
beim Publikum wäre das alles nichts.
Haase gibt zu, dass ihn Deutschlands Starbarde Reinhard Mey anfangs stark beeinflusst
hat. Er bemüht sich aber, dem Mey-Klischee zu entrinnen. Ich will
meinen eigenen Stil machen und damit Erfolg haben, hat er sich zum Ziel
gesetzt. Und einigen Erfolg hat er bereits gehabt. Zunächst als Stegreif-Liedersänger
in Diskotheken des Umkreises, dann als Liedermacher in der jetzigen Form. Erster
Höhepunkt für den 24-jährigen Technik-Studenten war der Live-Auftritt
im Radioprogramm des NDR am vergangenen Sonntag. Zum Jahresende will er eine
LP produzieren. Eine Single von ihm ist schon erschienen und als wichtigstes
Ziel hat er sich einen Auftritt im Fernsehen gesetzt.
(...)
Klaus Langhardt
Laut Kulturdatenbank Oldenburg hat Uwe Haase mit der Folkgruppe Triangel mehrere CDs produziert und einige Fernsehauftritte absolviert.