KZW, 11.8.75

Konzert am Strandbad war kein Ohrenschmaus

Butjenter Bands enttäuschten - lediglich Bad Habit gefiel

Nordenham. Mit der Rockmusik "made in der Wesermarsch" ist es nicht allzuweit her. Zu dieser weisen Erkenntis mußten die rund 150 Jugendlichen gelangen, die am Sonnabend beim Open-Air-Konzert am Strandbad den Klängen von drei "Butjenter Bands" lauschten. Bis auf eine Ausnahme war das, was die Nachwuchsmusiker aus dem Marschenland ihren Zuhörern in der sengenden Sonne boten, alles andere als ein Ohrenschmaus. Zu bewundern war lediglich der Mut, sich mit einem solchen Leistungsstand einem Publikum zu stellen.

Der absolute Reinfall war Jota aus Rodenkirchen, die als erste aufspielten.
(...) Kaleidoskop aus Nordenham waren gegenüber den Rodenkirchern schon eine klare Steigerung - zufriedenstellen konnten C. larisch (Schlagzeug), W. Saemann (Baß), H. Braunseis (Gitarre) und J. Laarmann (Orgel) jedoch auch nicht. Zumindest waren die Musiker nicht so gut, wie sie sich anscheinend selbst einschätzten. Als regelrecht "keck" muß denn ihr Versuch bezeichnet werden, eine Komposition des deutschen Jazz-Rockers Nr. 1, Klaus Doldinger, nachzuspielen. Besonders Joachim (Jochen) Laarmann am Synthesizer war mit dieser Aufgabe weit überfordert. So ist es kaum mit der Phrase eigene Interpretationen zu rechtfertigen, daß die Kaleidoskop-Version von Rocksport der so schönen Melodie des Doldingerschen Originals kaum ähnelte.
Unter dem Eindruck der beiden Vorgruppen war bad Habit, derzeit beste Nordenhamer Band, eine regelrecht professionelle Erscheinung. Auch wenn die Musik der Gruppe alles andere als anspreuchsvoll war, bildeten hansi Marx (Gitarre), Knut Manke (Baß, Gitarre und Flöte) sowie Ingo henke wenigstens als Gruppe eine Einheit und harmonisierten nach einer gewissen zeit des Einspielens unterienander sehr gut. Ihr Konzert war so hörenswert. Sehr schön der akustische Zwischenpart mit Gitarrensoli von Knut Manke und Hansi Marx.
Eine Sondereinlage gab der Nordenhamer Liedermacher Uwe Haase, der, auf der Gitarre von Heiko Weers begleitet, mit amerikanischer Folklore und selbstkomponierten Liedern sehr gut gefiel. Allerdings nur solange, bis er sich an "Catch the wind" von Donovan herantraute - mit diesem Lied wurde der junge Nordenhamer nämlich nicht fertig. das Erfreuliche: Uwe Haase gab seine Schwierigkeiten unumwunden zu und brach mit den Worten: "Tut mir leid, ich bring´s heute nicht", mitten im Stück ab. Einigen seiner Vorgänger hätte ein ähnliches Verhalten auch gut getan...

Michael Fündling

Leserbrief, 13.8.75

Mit Kritik sehr leicht gemacht

Der Verfasser des Arikels über das Open-Air-Konzert am Nordenhamer Weserstrand hat es sich sehr leicht mit seiner schlechten Kritik gemacht. Es ist immer leicht nach so einem Ereignis über die Akteure herzuziehen, ohne sich mit diesen unterhalten zu haben. Es ist auch schade, daß dieser Artikel nur die Meinung eines einzelnen enthält. Man kann nicht sagen, daß die Gruppen JOTA und KALEIDOSKOP schlecht gespielt haben. Es wäre besser, die Musik dieser Akteure mit ihrer Routine und ihrem Alter in eine Relation zu setzen. Ich kann nur sagen, daß diese beiden Gruppen ihr Bestes gegeben haben. Und nun zu Uwe Haase: Es scheint mir das liebste Kind des Verfassers Michael Fündling zu sein. M.F. fand es auch noch erfreulich, daß Uwe Haase sich von einem Fehltritt zum anderen steigerte, und dieses auch letzlich noch zugab. Man weiß, daß Uwe Haase musikalisch mehr kann als er am Samstag gezeigt hat. Ich wünsche ihm jedenfalls für das nächste Mal eine bessere Nervenstärke.
Und dann zu allerletzt die Musik von BAD HABIT auch noch alles andere als anspruchsvoll zu werten ist ja wohl ein Witz. Vom Zeitpunkt des akustischen Vortrags an, war das musikalische Programm von BAD HABIT nur so mit klanglichen Schwierigkeiten gespickt, die ein Laie natürlich nicht gleich beim ersten Hinhören bemerkt.Dazu kommt noch die schlechte Organisation und die Passivität des Publikums. Zu loben ist vor allen Dingen der ungeheure Einsatz aller Musiker die dieses Konzert unentgeltlich und unter schwierigen Bedingungen gaben.
H.-J. Marx Gitarrist der BAD HABIT

Leserbrief, 15.8.75

Sollte Verfasser die beste Kritik diktieren!

Hiermit tun wir kund, daß die Meinung von Hans Joachim Marx, Gitarrist der Bad Habit, über den Verfasser des KZW-Artikels "Konzert am Strandbad war kein Ohrenschmaus" falsch ist. Mit uns und dem Verfasser des Artikels sind viele andere Jugendliche Nordenhams der Meinung, daß die Gruppen des Festivals am Strand nicht so gut gespielt haben, wie Hansi Marx es in seinem Leserbrief darstellt. Wir finden es eher anmaßend, wenn er las Mitglied einer der teilnehmenden Gruppen sich selbst eine krone aufsetzt. Zu behaupten, das Programm der "Bad Habit" sei mit klanglichen Schwierigkeiten nur so gespickt gewesen, ist doch wohl etwas hochtrabend. Die von Marx bemängelte Passivität des Publikums lag bestimmt nicht daran, daß die Zuhörer nur Laien waren, sondern vielmehr daran, daß die Musik der Gruppe Bad Habit, den Zuhörern im allgemeinen nicht gefiel. Dem wäre noch hinzuzufügen, daß Hans-Joachim Marx verzweifelt versuchte, einen dem Publikum bekannten Gitarristen zu imitieren. Wir empfehlen ihm, bei einem eventuellen späteren Konzert sich mit dem Berichterstatter der Kreiszeitung in Verbindung zu setzen und ihm dann selbst die beste Kritik über das Konzert zu diktieren.
K.-M. Rada R. Schmidt

Leserbrief, 19.8.75

Werden nicht von unserer Linie abrücken

Ich habe den Eindruck, als ob die Verfasser des Leserbriefes vom 15. August mit mir einen Briefkrieg entfachen wollen., bloß weil sie diese eine Gegendarstellung zum "Konzert am Strandbad" falsch verstanden haben, bzw. falsch verstehen wollten. Zur Klarstellung: ich habe mir weder Kronen aufgesetzt, noch imitiere ich einen "dem Publikum bekannten Gitarristen". Wenn es sich so anhört, dann ist es für mich eine befriedigung. Ich kann mich auch nicht erinnern, "verzweifelt" gespielt zu haben. Außerdem kann ich nicht verstehen, wen sich kreativ unkundige Leute über mehr oder minder künstlerische Tätigkeiten aufregen. Auch jetzt noch bleibe ich bei der Meinung, daß das Publikum passiv war, was nicht zuletzt an der ungeheuren Hitze gelegen haben mag. Wäre es etwas aktiver gewesen, hätte es die Akteure zum besseren Spielen animieren können. Trotz dieses persönlichen Angriffs gegen mich, sowie die übrigen Mitspieler der Gruppe bad Habit wollen wird uns auf keinen Fall von unserer musikalischen Linie abbringen lassen, was sicherlich auch im Sinne vieler Jugendlicher ist, welche auch nach wie vor zu unseren Konzerten erscheinen werden. Sollte noch dr eine oder andere "Kritiker" Fragen an mich haben, bin ich jederzeit zu einer fachlichen Diskussion bereit.
Hans-J. Marx