Ovationen für „Tintenkiller";
Lehrer rockten
Fans vor Begeisterung auf den Stühlen
Nordenham (ös). Fünfhundert Fans waren auf die Stühle gestiegen oder drängten sich dicht an der Bühne, sangen, johlten, klatschten rhythmisch in die Hände und wippten im Takt der Musik vom einen Bein auf das andere. Auf der Bühne selbst die Urheber der Musik, vier in hautenge Jeans und Lederjacken gekleidete Gestalten, die im aufblitzenden Scheinwerferlicht in höchster Phonstärke rockten, was das Zeug hielt. Ort der Begebenheit: Nordenham, Friedeburgsaal. Zeit: Freitagabend, 21.30 Uhr. Eine Veranstaltung war auf ihrem lautstarken Schluß- und Höhepunkt angelangt, an den viele Nordenhamer zwischen acht und sechzehn Jahren wohl noch lange denken werden.
Um Mißverständnissen vorzubeugen — es waren nicht die „Rolling Stones", die sich in die „Friedeburg" verirrt und den üblichen Begeisterungssturm entfesselt hatten. Die Band, der die enthusiastischen Ovationen galten, nennt sich vielmehr Tintenkiller", und auch die Namen der Interpreten hören sich deutsch an. Hairald Otto, Helmut Reins, Jörg Zeihle und Theo Sander sind ihres Zeichens Lehrer am Schulzentrum Nord und haben sich die Rock- und Popmusik nur als Hobby erwählt. Urad die meisten ihrer begeisteruingsfähigen Anhänger kennen sie persönlich. Nämlich aus dem täglichen Unterricht.
Die Lehrer und Schüler des Schulzentrums Nord hatten in einer Gemeinschaftsaktion zu einem vorwiegend der modernen Musik gewidmeten Konzert eingeladen, das die sonst mehr iim verborgenen blühende musikalische Betätigung in der Schule auch einmal dem Licht der Öffentlichkeit aussetzen sollte. Zu bieten hatte man genug. Mit dem Schulchor, zwei Schülerbands und natürlich der Lehrergruppe konnte durchaus schon ein abendfüllendes Programm zusammengestellt werden. Daneben hatte aber Alfred Ferenz, ebenfalls Lehrer und in der musikalischen Förderung seiner Schüler besonders engagiert, noch einen anderen Gedanken, Bin Auftritt in der „Friedeburg", so meinte er, gäbe den seit noch nicht allzu langer Zeit etablierten Musikgruppen sicherlich einigen Auftrieb und stärke ihr Selbstbewußtsein.
An schulinternen Veranstaltungen hatten die Nachwuchsänterpreten zwar schon mehrmals mitgewirkt, aber ins volle Rampenlicht treten sollten sie erstmalig an diesem Abend. Aber der wider alle Erwartungen bis auf den letzten Platz ausverkaufte Saail zeigte, daß auch stereoverwöhnte Musikfans wohl ihre Gründe hatten, überzeugende Leistungen zu erwarten. Verständlich allerdings, daß sich das Publikum größtenteils aus Schülern und Eltern zusammensetzte.
Und dieses Publikum bekam nun einiges zu hören! Es begann zunächst noch recht friedlich mit den „Fourty four", dem aus 44 jungen Damen bestehenden Schulchor, der bereits edn halbes Jahr nach seiner Gründung nicht nur mit einem umfangreichen und gut vorgetragenen Repertoire, sondern auch mit zwei ausgezeichneten Solosängerinnen namens Regina Plump und Roswita Hörn auf die Bühne traten. Wer allerdings „Im schönen Wiesengrunde" erwartete, der mußte sich eines besseren belehren lassen. Auch die in hochhackigen Schuhen und Krempel-Jeans auftretende Mädchentruppe orientierte sich mehr an der Popszene.
Nach zehn Minuten Pause griff die Gruppe „Bari" zu ihren Instrumenten. Nach einigen lautstarken Kostproben ihres Könnens, gingen die Instrumente dann in die Hände von „Lilac Insense" — zu deutsch Lila Weihrauch — über. Beide Gruppen bestehen aus Schülern des Schudtzentrums und haben sich ebenfalls der Rock- und Popmusik verschrieben. Ihr hohes Leistungsniveau verdanken sie nicht nur ihrem Talent und Ubungsfleiß, sondern ebenso auch den ausgezeichneten Ubungsmögliichkeiten in der Schude, die ihnen au'di die Instrumente zur Verfügung stellt, und der jezdelten Förderung durch die Lehrkräfte.
Großartig, wie die Lehrerband am Schluß noch einmal betonte, war aber auch das Publikum, das mit Beifall nicht geizte und schließlich völlig aus sich herausging. Und bei aller rein musikalischen Begeisterungsfähigkeit — finanziell dürfte sich das Unternehmen wohl auch gelohnt haben, denn nach Abzug aller Unkosten bleibt noch genügend Kapital, um einige neue Instrumente anzukaufen. Kein Wunder also, wenn bei allen Beteiligten schon die Pläne für das nächste Konzert Ge5-