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Neue Platten

Platten mit Rock deutscher Zunge mehren sich. Gott sei Dank! Zu den besten Produktionen dieses Genres gehört ohne Zweifel die Erstlings-LP „Sturmfrei" (erschienen bei Ahorn/Teldec) der deutsch-britischen Formation „Bauer, Garn, Dyke" aus Hamburg. Unter der Regie von Musik- und Studioprofi Frank Dostal gelang den drei (die bereits seit Monaten als Geheimtip durch die Hamburger Szene geistern) eine Platte mit kraft- und saftvollem Rock. Locker und flockig kommen die Texte. Unverkrampft werden Stile gemischt nach dem Motto: Hauptsache, es geht los. Schönstes Beispiel: ein Jodler parallel zum Gitarrensolo. Im Sprücheklopfen sind sie den Lindenbergs, Gebrüdern Engels und Morgenrots absolut ebenbürtig. „Baby, hättst du gern einen Laubfrosch in deim Bett?" heißt z. B. ein Blues, in dem das Froschkönig-Märchen als Vorlage dient. Solange der Nachwuchs noch so heiß aus der Rille rockt, braucht uns um die Zukunft der deutschen Rockmusik in den 80er Jahren nicht bange zu sein. Als Trio sind die drei zwar neu, aber zumindest Tom Garn und Roy Dyke sind alte Hasen auf der Szene. Die deutschen Texte schrieb auch kein Unbekannter: Delf Jacobs, gebürtiger Nordenhamer und in den sechziger Jahren Gitarrist bei der Bremerhavener Band Macbeats, die sich später Just us nannte.

"Bauer" ist übrigens Hannes Bauer (Panikorchester usw.). Bauer, Garn, Dyke trat 1981 beim Kölner Rockpalast auf. Roy Dyke gehört auch zu den "Helden" meiner Jugend: Asthon, Gardner & Dyke, Family usw.