KZW,16.3.82
Yeti and his Jazzcombo spielten in der Aula des Gymnasiums:
Musiker überzeugten von Anfang an
Leider haben am vergangenen Freitag nur wenige Nordenhamer bemerkt, welches musikalische Ereignis Sich in der Aula des Gymnasiums abspielte. Nur rund 150 Besucher waren gekommen, um die Gruppe Yeti and his Jazzcombo zu erleben, deren Repertoire sich von Modern Jazz über Rock Jazz bis zum Latin Rock erstreckt. Um es vorwegzunehmen: Diese Combo wäre eine Zierde für das Hamburger Jazz-Festival gewesen.
Gleich in den ersten Solonummern überzeugte der Pianist Stefan (Yeti) Jaedtke durch ein Solopiano, das die bekannten Vorbilder Jarrett oder Goldberg keineswegs nur nachahmt, sondern durchaus eine eigene Auffassung vertritt, die vor allem durch eine glückliche Synthese von europäisch-impressionistischer Tradition und moderner Polyrhythmik fasziniert. Die vollhändige Klangfülle seines Spiels ließ jede Begleitung überflüssig erscheinen, obwohl er sich später in den Ensemblepartien völlig in die Gruppe einfügte.
Nach diesem Vorspiel kam der bekannte Vibraphonist Knut Manke hinzu. Er stellte sich zunächst in einem recht unfrei gehaltenen Stück vor, steigerte sich aber von Nummer zu Nummer und begeisterte immer mehr durch seine großartigen Improvisationen über harmonisch komplizierte Themen.
Schlagzeuger Michael Jakob, der als dritter hinzukam, schaffte es, durch eine klare Interpunktion selbst solchen Gästen, denen es am Jazzfeeling fehlte, den vielschichtigen Aufbau der Stücke durchsichtig zu machen. Er beherrscht zwei ganz verschiedene Schlagweisen: Das lässige, unaufdringlich zischende Swingschlagzeug und die rasante harte Rockpercussion.
Weniger überzeugte der nun als vierter hinzutretende Bläser Holger Wörner auf dem Altsax. Seine Improvisation-en wirkten hier etwas hölzern und unfrei. Dafür zeigte er dann in einigen Latin-Rock-Passagen auf der heiser geblasenen Querflöte, daß ihm dieses Instrument wesentlich besser liegt.
Der besondere Aufbau dieses Konzertes, in dem ein Musiker nach dem anderen auf die Bühne trat, war für den als letzten hinzukommenden Bassisten Wilhelm Saemann etwas ungünstig, denn die Gruppe war durch ihren Pianisten so harmonisch-füllig begleitet worden, daß daß ein Bass ganz überflüssig wirkte, aber in einem harten Anheizer, der beim Publikum gut ankam, konnte dieser dann doch noch zeigen, was in ihm steckt.
Für weitere Abwechslung in dem ohnehin reichhaltigen Programm sorgte als Gast der Bad Habit-Schlagzeuger und Sänger Jürgen Schimmelpfennig mit einer Blueseinlage. Jürgen verfügt über jenen "Reißnagel im Kehlkopf" der sein großes Vorbild Joe Cocker so berühmt gemacht hat.
Yeti leitete das kaum vorbereitete Konzert- die Gruppe hat am Mittwoch das erste Mal zusammen gespielt- von
seinem Flügel aus souverän und unaufdringlich wie eine Barocker Konzertmeister. (Boy Zander)

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