KZW, 22.11.82
Mehrstündiges Konzert von Una Banda de Musica
Bis hin zur Jam-Session ein vielseitig-packendes Spiel
Trotz Sturm, Regen und des geschlossenen Deichschartes kamen am Freitagabend
mehr als 300 Jazzfans in die Großensieler Gaststätte Weserstrand
zum Konzert der Uno Banda de Musica. Mit einem originellen Auftakt, bei dem
die Band mit Flöten, Pauken und vielen anderen Schlaginstrumenten, ausgestattet
wie eine südamerikanische Straßencombo, laut improvisierend in einer
langen Schlange durch das Publikum zur Bühne marschierte, begann ein mehrstündiges
Konzert, das dem Publikum modernen und manchmal sehr komplizierten Rockjazz
vorsetzte.
Auffällig war der links von der Bühne postierte Bläsersatz, bestehend
aus dem Altsaxophonisten Holger Wörner und Hergen Küpke am Tenorsax.
Zweistimmig in versetzten Tonlagen spielend paßten sich die beiden Saxophone
wunderbar in die Musik ein. Interessante Riffs und Einschübe brachten Spannung
in die teilweise doch sehr konstruierten Rpckjazz-Arrangements. Immer wieder
ließ Holger Wörner sein Saxophon durch blitzschnelles Betätigen
der Ventilklappen tremolieren und steigerte mit den so erzeugten flimmernden
Tönen noch die Spannung in der Musik.
Gelegentlich löste er sich aus dem Unisonospiel mit Hergen Küpke und
umspielte mit herrlich coolen, weichgehauchten, langgezogenen Tönen Knut
Manke am Vibraphon.
Einen hübschen Kontrast dazu bot die rauhe, heisere Blasweise des mehr
vom Blues kommenden Hergen Küpke, der in manchen Stücken auch durch
seinen Gesang glänzte.
Yoti Jädtke blieb mit seinen recht leisen Keyboards mehr im Hintergrund;
nur während gelegentlich leiser Passagen kam er mit seinen mehr begleitenden
als improvisierenden Läufen in den Vordergrund und spielte so etwa kurz
mit dem Vibraphon im Duett.
Bassist Wilhelm Saemann und Schlagzeuger Michael Jacob hatten beide ihre Spielweise
völlig dem Rock-Jazz angepaßt; keine gleichmäßigen Baßlinien,
kein unaufdringlich treibendes Schlagzeug, sondern ständig die harte, Musiker
und Zuhörer gleichermaßen anstrengende, komplizierende Rhythmik,
die dem Rockjazz zueigen ist.
Peter Fritze tendierte ebenso wie Knut Manke an der Gitarre zu schnellen Läufen
mit langgezogenen Riffs im Stil von Carlos Santana.
Knut Manke, der sein Vibraphon, ebenso wie der Bläsersatz, auf einem kleinen
Podest untergebracht hatte, war sicherlich eine der beherrschenden Figuren des
Abends. Neben aalglatten Läufen und treffend angebrachten Riffs überraschte
er durch ab und zu eingefügte, harmonisch sehr interessante Akkorde, die
in ihrer Wahl etwas an musikalischen Impressionismus in der Art von Klavierstücken
von Claude Debussy erinnerten.
Zum großen Teil wurde das letzte Drittel des Konzertes von Tommy Marechal
bestritten, der in seinen Auftritten als Gastsänger eindrucksvoll seine
Qualitäten als Sänger und Showtalent unter Beweis stellte. Nach der
obligatorischen Zugabe bot die Band noch für alle Fans reiner Jazz-Musik
eine frei improvisierte Jam-Session. B.Z.