KZW, 19.12.83
Nachwuchsband gab beim Rockfestival ihr Debüt
„Wir wollen Unbehagen an deutscher Wampe erzeugen"
Auf dem Rodenkircher Rockfestival gab eine Nachwuchsband ihren Debütauftritt, die in der Zwischenzeit durch ihren Namen lokal einiges Aufsehen erregt hat. Die Rede ist von den Juckenden Eiern. Innerhalb der Gruppe ist man sich noch nicht ganz sicher, ob der Name wirklich die glücklichste Dauerlösung ist. Immerhin erfüllt er die beiden Hauptansprüche der Musiker an einen Namen, er ist provokativ und prägt sich wirklich leicht ein.
Trotz des punkigen Namens hat die Gruppe jedoch ganz andere Interessen und Zielvorstellungen als herkömmliche Punkbands. So sind etwa die Texte ihrer Lieder häufig konstruktiv kritisch oder ausgesprochen bissig und ironisch. Sehr unpunkmäßig sind auch die zwei Liebeslieder, die von der Band gerade einstudiert werden. „Die Juckenden Eier", präzisiert Bassist Michael Galle, vielen noch aus einer Zeit als Bassist von Battles in Love bekannt, die Zielrichtung der Gruppe, „wollen Unbehagen an der deutschen Wampe erzeugen". Dazu eignet sich nach Meinung der Gruppe keine Musik besser, als Punk mit seinem provozierenden, die Zuschauer aggressiv anfahrenden Charakter. Textlich und musikalisch ordnen sich die drei Musiker, Guido Müller - Gitarre, Michael Galle - Bass und Jens Milde - Schlagzeug, irgendwo zwischen Trio und Slime ein. Gern gehört werden von ihnen Ton Steine Scherben, Sex Pi-stols aber auch die Beatles und Bob Marley.
Wie es mit der Band weitergeht ist ungewiß. Seit einem halben Jahr in der jetzigen Besetzung bestehend, haben die Musiker immer noch keine andere Übungsmöglichkeit, als den Musikübungsraum im Gymnasium, den sie sich mit einer anderen Nachwuchsband teilen müssen, und in dem wegen des Schulbetriebes so leise wie möglich gespielt werden muß. „Trotzdem", witzelt Michael, „die Gesellschaft braucht die Juckenden Eier..."
Boy Zander