KZW, 27.12.83
Nur wenig Gäste beim Christmas-Pop-Festival in Jahnhalle
Fröhliche Anarchie und Stimmung fehlten
Ein GAU (größter anzunehmender Unfall) ist das dritte Christmas-Pop-Festival
am vergangenen Freitag in der Jahnhalle zumindest musikalisch denn doch nicht
geworden. Aber die fröhliche Anarchie, die die Organisatoren von Bad Habit angestrebt
haben mögen, stellte sich in der zunächst recht leeren Halle auch nicht ein.
Nur etwas mehr als 100 Gäste waren zu dem Spektakel gekommen.
Ein wenig auf die Stimmung drückte gleich zu Anfang die Hildesheimer Deutsch-Rock-Gruppe
Otto von Gierkes 110. Die Band präsentierte sich zwar mit einer umfangreichen
Ausrüstung, die abwechslungsreiche Effekte versprach. Aber auch wenn sich die
Musiker redlich bemühten, viel Glück hatten sie damit nicht. Der entscheidende
Funke wollte einfach nicht überspringen.
Das mag hauptsächlich daran gelegen haben, daß in der dreiviertel leeren Jahnhalle
die Atmosphäre fehlte. Am Tag vor Heiligabend scheint das Nor-denhamer Publikum
wohl nicht unbedingt dem Rock zuzuneigen.
Um so mehr Erfolg hatte dafür der Zauberer Hans-Jürgen, der in Windeseile das
Publikum für sich einnahm. Er verkörperte mit seinem Auftritt auch das, was
sich Bad Habit unter diesem Abend eigentlich vorgestellt hatte. Neben einigen
verblüffenden Tricks, so bearbeitete er eine junge Dame aus dem Publikum mit
einer Stichsäge, gab er etliche bissige Sprüche und Anspielungen von sich, die
so etwas wie Heiterkeit aufkommen ließen. Doch leider hatte er für sein Programm
nur allzuwenig Zeit.
Denn nach ihm legten Hansi Marx (Gitarre, Gesang), Jürgen Schimmelpfennig (Schlagzeug,
Gesang) und Wilhelm Saeman (Baß, Gesang) los. Munter und ohne Schnörkel wie
immer präsentierten sie lupenreinen Hardrock, der in die Beine ging. Höhepunkte
waren die Stücke mit der neuen Sängerin Joana und Hergen Küpker (Saxophon),
der als Gast zu Bad Habit gestoßen war. Dabei machte sich in der Musik ein neuer
Ton bemerkbar. In einigen Texten nahm sich die Gruppe selbst einigermaßen auf
die Schippe. Schilderungen des harten Bandalltags während der Bemühungen, an
die Spitze zu kommen, verrieten viel Biographisches.
Mit Joana dürfte Bad Habit zudem einen recht guten Fang gemacht haben. Ihre
„Röhre" verleiht den harten Rhythmen der Gruppe etwas Abwechslung und sorgt
für neue Akzente.
Nicht blicken ließ sich an diesem Abend der Feuerschlucker, den die Gruppe angekündigt
hatte. Er hätte vielleicht ein wenig von der Stimmung hervorzaubern können,
die bei diesem Christmas-Pop-Festival über weite Strecken einfach fehlte, um
die Jahnhalle so richtig in Schwung zu bringen. af