KZW, 21.4.87

"Stärkere Betonung des Gesangs"
Una Banda begeisterte mit ihrem neuen Sound das Publikum in der Jahnhalle

von Jürgen Lange
„Straight Ahead Funk" bezeichnen die vier Musiker von Una Banda ihre neue Stilrichtung. Das Publikum in der Jahnhalle zeigte sich von dieser Mischung aus Rap, Funk und Jazz begeistert. Eine aufwendige Light-Show ließ das Konzert auch zu einem visuellen Ereignis werden.
„Una Banda" gehört sicherlich zu den profiliertesten und gleichzeitig experimentierfreudigsten Formationen in der Region. Nachdem sie sich in den vergangenen Jahren vor allem als Latin-Jazz-Gruppe einen Namen gemacht hatte, präsentierte sie sich nach einem relativ kurzen Abstecher in den eher kommerziellen Bereich nun in der neuen Besetzung mit Stefan „Yeti" Jaedtke (E-Piano, Synthesizer, Percussion), Wilhelm Saemann (Bass, Gesang), Michael Jacob (Schlagzeug) und Jörg „Fete" Eilers (Gitarre, Gesang).
Seit November vergangenen Jahres arbeiten die vier Musiker an dem neuen „Straight ahead"-Konzept. Auffälligster Unterschied zu dem Jazz-Rock der vergangenen Jahre ist die modale Spielweise. Die Harmonien haben eine andere Funktion übernommen, das rhythmische Element wurde deutlicher betont. Das Equipment von Una Banda ist im Unterschied zu der
Materialschlacht auf den heutigen Bühnen eher bescheiden, dennoch gelingt es der Gruppe, einen abwechslungsreichen und dichten Sound zu produzieren.
Dies liegt neben der großen Spielkunst jedes einzelnen Gruppenmitglieds an dem blinden Spielverständnis der Rhythmusachse Wilhelm Saemann und Michael Jacob, auf der sich Fete Eilers und Yeti mit ihren Melodie- und Harmonieinstrumenten frei entfalten können. Neu bei „Una Banda" ist die stärkere Betonung des Gesangs, für den der neu dazugekommene Gitarrist im wesentlichen verantwortlich zeichnet. An diesem Bereich will die Gruppe in Zukunft auch verstärkt arbeiten.
Gewürzt wurde die Darbietung durch eingestreute Gags zwischen den Stücken und auch durch gelegentliches Verkleiden der Musiker. Hier nahmen sich die Musiker auch selbst einmal ein wenig auf die Schippe. Das Publikum in der vollbesetzten
Jahnhalle zeigte sich begeistert.
Besonders aufwendig war die Light-Show gestaltet, die mit 72000 Watt Leistung die Musiker in das rechte Licht rückte. Das Konzert in der Jahnhalle wurde von einem professionellen Videoteam aufgezeichnet. Es soll ein einstündiger Film über Una Banda entstehen, der auch in die Gruppenwerbung eingesetzt werden soll. Zur 750-Jahr-Feier wird Una Banda In Berlin spielen und hofft, daß das Videoprodukt zu diesem Zeitpunkt fertig ist.
Das Jahnhallenpublikum bekam eine perfekte Show geboten, wobei in der zweiten Hälfte des Konzertes die einzelnen Musiker auch solistisch hervortraten. Mit einer Swing und einer Latin-Jazz-Nummer griffen die vier Gruppenmitglieder auch einmal auf ihre musikalischen Wurzeln zurück, was auf Begeisterung beim Publikum stieß. la

Von diesem Abend sind die Farbaufnahmen auf der Una Banda-Seite. Dieser Abend war meine letzte Aktion als Haustechniker-Zivi in der Jahnhalle, die Fotos habe ich daher auch in reichlich angetrunkenem Zustand gemacht. Schwindelig war mir aber auch von Wilhelms Ausführungen zur modalen Spielweise, als alter Drei-Akkord-Klampfer habe ich kaum ein Wort davon verstanden.