KZW, 7.4.88

Beim Abschiedskonzert in der Jahnhalle will Una Banda noch einmal alle Register ziehen
Erfolgreiche Nordenhamer Jazz-Rockformation löst sich auf- In fünf Jahren 400 Konzerte gegeben
„Die beste Straße unserer Stadt führt aus ihr hinaus", hat einmal Alt-Rocker Udo Lindenberg in einem seiner Panik-Ohrwür-mer festgestellt. Diese Kollegen-Weisheit scheint sich der harte Kern der Nordenhamer Jazz-Rockformation Una Banda nun zu Herzen genommen zu haben: Die Band löst sich auf, weil Bassist Wilhelm Saemann und Schlagzeuger Michael Jacob nach Berlin ziehen, um dort mit einer anderen Gruppe einen Neuanfang zu starten. Als weiterer Grund für das Ende von Una Banda kommt hinzu, daß Pianist Stefan Jaedtke („Yeti") bei seinem neuen Job als Programm-Gestalter der Jahnhalle keine Zeit mehr für die Arbeit mit der Gruppe übrig hat. Am Sonnabend wollen die drei lokalen Rockgrößen gemeinsam mit einigen der vielen Musiker, die in den vergangenen fünf Jahren mit ihnen auf der Bühne gestanden haben, ein letztes Mal als Una Banda auftreten.
Unvergessen wird nicht nur den Una-Bandisten der Premieren-Gig in der inzwischen längst aufgegebenen Rockkneipe Weserstrand bleiben. Eher per Zufall hatten sich die damals insgesamt neun Musiker zusammengefunden und in der Süllwarder Schule für ihren Auftritt in Großensiel geprobt, der eigentlich mehr als einmalige Session gedacht war. Aber der unerwartet große Erfolg des Auftritts vor ausverkauftem Haus machte aus der Sponti-Band eine feste Formation, die in den folgenden Monaten und Jahren reihenweise Engagements bekam. Domizil der Gruppe blieb bis vor zwei Jahren Süllwarden, wo die Band nicht nur ihr eigenes Studio, sondern auch eine gemeinsame Wohnung hatte.
Sie stand zwar immer kurz vor dem Sprung ins große Geschäft, aber geklappt hat es mit dem ersehnten Plattenvertrag nie. So blieb die Band eine reine Live-Truppe, die in Spitzenzeiten bis zu zehn Auftritte im Monat absolvierte. Mit der Zeit liefen die Nordenhamer manchem Konkurrenten aus dem Oldenburger und Bremer Raum den Rang ab, wurden zu einer der erfolgreichsten Formationen der Region. In dem halben Jahrzehnt gab Una Banda rund 400 Konzerte im gesamten norddeutschen Raum, eine groß angelegte Tournee führte sie bis nach Göttingen und Kiel.
Daß aus dem angestrebten Einstieg in den Vinyl-Kommerz doch nichts wurde, lag wohl vor allem an der Eigenwilligkeit der Kompositionen. Stets beharrte die Band auf ihrem eigenen Stil, den sie zwar im Laufe der Jahre immer wieder etwas veränderte, aber nie aus Kommerz-Gründen aktuellen Trends anpaßte. Beispielhaft dafür war die New Wave, die Una Banda ungerührt an sich vorbei schwappen ließ. Auch die für Una Banda typischen, recht langen Instrumental-Nummern waren nun einmal nicht als Chart-Hit oder Radio- Song gefragt. Umso erfolgreicher war die Band auf der Bühne, über mangelnde Engagements brauchte sie sich nicht zu beklagen.
Eben diese Live-Qualitäten will Una Banda beim Abschiedskonzert am Sonnabend zum letzten Mal unter Beweis stellen. Geplant ist mehr als ein Konzert: „Wie ziehen noch einmal alle Register", verspricht Bassist Wilhelm Saemann. Die Gruppe wird einen Querschnitt ihrer fünfjährigen Musik-Geschichte bieten, die während dieser Zeit gespielten Stil-Varianten vom Latin-Rock über Jazz bis hin zum Funk aufleben lassen.
Damit nicht nur der Sound an alte Zeiten erinnert, haben Wilhelm Saemann, Michael Jacob und Yeti für den letzten Auftritt einige der insgesamt 22 Musiker zusammengetrommelt, die zwischendurch zur Band gehörten. Mit dabei sind neben den drei Una-Banda-Vätern: Jörg Eilers, Hansi Marx, Jürgen Schimmelpfennig, Volker Alberdlng, Volker Völlers, Ute Thomsen, Fred Paukstedt und Meggs Majors.
Allerdings hat das Abschiedskonzert auch einen traurigen Hintergrund: es ist Jürgen Schimmelpfennigs Ehefrau Monika gewidmet, die vor kurzem im Alter von 25 Jahren ihr Leben lassen mußte. -fil