KZW, 23.11.93

Siegeszug begann hinterm Deich
Una Banda: Ein Stück Nordenhamer Musikgeschichte - Das letzte Kapitel ist noch nicht geschrieben
Sturm und Regen peitschten über den GroBensieler Hafen. Das Deichschaart war geschlossen an diesem Abend im November des Jahres 1983. Hinter dem Deich, in der Musikkneipe Weserstrand, standen acht Musiker auf der Bühne, um ein Stückchen Nordenhamer Musikgeschichte zu schreiben. Das Ende der Geschichte ist noch offen.
Die acht Musiker gehörten zur Creme de la Creme der Nordenhamer Musikszene. Ein Teil von ihnen lebte zusammen in einer Wohngemeinschaft in der alten Süllwarder Schule. Dort hing ein Plakat an der Wand, das für einen Stierkampf in Spanien warb. Zwischen den Kämpfen, verriet das Plakat, sollte eine Band spielen. Ihr Name: Una Banda de Musica. Ein klangvoller Name. Und ein Name, der zu dem paßte, was die Gruppe ursprünglich darstellen sollte: eine lose Sessionband, die sich nur für diesen einen Abend im Weserstrand formiert hatte.
Das Konzert wurde zu einem Riesenerfolg. Die Nordenhamer waren noch nicht daran gewöhnt, in ihrer Stadt Live-Musik auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen. Die jahnhalle war gerade erst dabei, ein Kulturzentrum zu werden. Und außerdem war diese Band etwas Besonderes. Das merkte man schon damals.
Der Traum vom Leben als Profimusiker
Beflügelt vom Erfolg, beschlossen die Musiker, weiterzumachen. Aus dem losen Zusammenschluß formierte sich eine feste Band, die sich schnell den Ruf einer ausgezeichneten Jazz-Rock-Formation erspielte. Una Banda de Musica tingelten durch Jugendzentren, Clubs und Discos in der näheren Umgebung, dehnten ihren Radius dann immer weiter aus. „Es lief gut", erinnert sich Yeti,
der das Projekt damals angeleiert hatte. Una Banda spielten in allen bekannten Jazz-Clubs in ganz Norddeutschland. Aus der Sessionformation war eine Gruppe mit ernsthaften Profiambitionen geworden. Die Bandmitglieder träumten davon, eines Tages von ihrer Musik leben zu können.
Der Traum wurde nie Wirklichkeit. Die Gruppe machte Fehler und geriet in einen Teufelskreis. Die musikalische Mischung aus Jazz, Funk und Latin war perfekt, aber ein großes Publikum schien es dafür nicht zu geben. Der entscheidende Kick, ein Plattenvertrag etwa, blieb aus. Die Band orientierte sich um, wechselte fortan ständig die Besetzung. Mit Bad-Habit-Mitglied Jürgen Schimmelpfennig wurde die Una-Banda-Musik rockiger, später versuchte sich die Band mit Sängerin Ute Thomsen plötzlich an Funk. Kontinuität aber fehlte.
Irgendwann, blickt Yeti zurück, seien sie realistisch genug gewesen, um zu erkennen, daß es mit der Karriere als Profimusiker nichts wird. 1988 gaben Una Banda in der Jahnhalle ihr Abschiedskonzert. Ein Teil der Musiker verließ Nordenham. Yeti wurde Programmchef der Jahnhalle. Das Kapitel Una Banda schien endgültig abgeschlossen.
Bis zum vergangenen Sonnabend. Die Inititaive ging wiederum von Yeti aus. Der wollte zum zehnjährigen Bestehen der Jahnhalle etwas Besonderes auf die Beine stellen und hatte eigentlich an eine Reunion der Gruppe Just Us, in der Stefan Remmler und Kralle Krawinkel in Nordenham und Bremerhaven erste Erfolge feierten, gedacht. Remmler kniff, Yeti trommelte statt dessen Una Banda zusammen Da standen sie plötzlich wieder auf der Bühne, die alten Helden, und ihr Jazz-Rock kam genauso packend und brillant wie damals im Weserstrand.
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Una Banda soll nicht einfach wieder in der Versenkung verschwinden. „Mal gucken, was sich entwickelt", sagt Yeti.