Andreas Damröse
Euphrat, Lehrerband, Secret Mission, Scabél, DIE Lehrerband, Mad Gringo & The blind Buffaloes

Auftritt im Apollo1973, Radio Walter. Auf dem Hof ein kleines Gebäude in dem ein paar Farfisa Orgeln standen. Orgelunterricht bei einem ziemlich schrägen Typen, der es überhaupt nicht verstand, mir die Finger auf die richtigen Tasten zu setzen.
Zwei Übungsabende hab’ ich noch mitgemacht (was meine Eltern bis heu- te nicht wissen), an den anderen acht Abenden bin ich lieber ins “Apollo” (Diskothek in der Ludwigstrasse, progressive Musik) gegangen, um “richtige” Musik zu hören. Mein damaliges “Equipment” bestand aus einer Phillicorda Orgel von Philips. Ausgesehen hat das Ding wie ein mittelgroßes Sideboard. Sie klang nach Kirche, war aber zum lernen nicht übel.
“Spiel uns doch mal vor, was du so gelernt hast.” Tja, was hatte ich denn gelernt (im “Apollo”)? Diese Frage kam dann auch mit Sicherheit alle paar Wochen von meinen Eltern, bis mir nichts anderes übrig blieb, als mir einige fröhliche Lieder drauf zu schaffen (La Cucaracha, Oh when the saints...). Das konnte einem doch schon den Spaß an der Musik neh- men. Wenn ich dann aber mal wieder eine kleine Passage aus einem “Genesis”-Song mitspielen konnte, war ich euphorisch und optimistisch, daß es mit der großen Karriere doch noch klappen könnte.
Jetzt musste ich nur noch ein paar Kumpels finden, die genauso heiß auf’s Musik machen waren wie ich. Gesagt, getan. Und nach kurzer Zeit stand auf einmal ein Schlagzeug da, wo gerade noch mein Bett gestanden und der Gitarrencombo, wo vorher meine Stereoanlage sich die Kehle aus dem Hals geschrien hatte. Andreas Blunck, Jörg Bultmann und ein Gitarrist, dessen Namen ich leider vergessen habe, sorgten für den ersten Hörsturz meiner Eltern. Und nach einigen Monaten stand die Stereoanlage wieder an ihrem alten Platz.
Dann ging es weiter in der Garage von Joachim “Waldo” Lausen. Zusammen mit Henry Felske und Wolfgang Pabel. Wir coverten damals schon Stücke der “Steve Miller Band”. Leider zerbrach die Geschichte nach kurzer Zeit mangels Übungsraum. (Hörsturz von “Waldos” Eltern?!)
Mittlerweile war schon das Jahr 1975 angebrochen, und man hörte immer öfter den Syntheziser in der Musik. Mir hätte ja ein E-Piano gereicht!!! Das Standart-Equipment war damals ein Fender Rhodes Piano. Allerdings nicht bei mir. Konnte ich mir nicht leisten. Zu dieser Zeit gab es in Nordenham den Musikladen Peters, wo ein Wurlitzer Piano stand. (“Supertramp” hat lange Jahre eines benutzt.) Phillicorda in Zahlung, und 1500 Eisen obendrauf. Das erste Lehrjahr war abzahlen angesagt!
Was hab’ ich mich über das Ding geärgert!!! War doch ständig verstimmt, die Kiste!!! Also Wurlitzer weg, Syntheziser muss her. Das angesagte Set, das so ziemlich jede bekannte Band in dieser Zeit rumschleppte war Hammond B3, Fender Rhodes und ein Minimoog. Das waren für mich unerschwingliche Dinge. Ein einfacher Syntheziser würde ja schon reichen. Da das nicht klappte, war “Bandmäßig” erst mal absoluter Stillstand angesagt.
Als ich im Herbst 1976 wieder einmal im “Apollo” rumhing, wurde ich von Michael Jacob, seines Zeichens Drummer der Band “Euphrat” angesprochen. “Ich hab’ gehört, Du spielst Keyboards?” “Ich versuch’s”, antwortete ich. “Wir machen Jazzrock und suchen noch jemanden der uns betastet. Komm doch mal zum Proben.” sagte er, und verschwand. Jazzrock war damals nicht gerade das, was mir musikalisch vorschwebte. Die Jungs standen alle auf “Zappa” und “Weather Report”. Ich stand nach wie vor auf “Genesis”. Aber egal. Hauptsache Mucke machen.
Nu’ aber erst mal los und einen Syntheziser kaufen. Arp Axxe war dann mein erster Synthi, den ich in den nächsten Jahren betasten sollte. Monophon, was so viel heisst wie “nur mit einer Stimme”. Also woher die Soundfülle nehmen? Solina Stringensemble war das Zauberwort der 70er Jahre. 2200 DM inkl. Pappkoffer. Und das bei einem Lehrlings- gehalt von 169 DM netto.
Die Bank hatte das Geld. Und ich bekam mein Solina.
Dann zog “Euphrat” auf’s Land nach Süllwarden. Aber ohne mich! Zu dieser Zeit arbeitete ich in Brake und der Weg dorthin war mir von Süllwarden aus einfach zu weit. Ich entschied mich die Band zu verlassen.
Ende 1979 schloss ich mich der Urbesetzung der “Lehrerband” am Luisenhof an. Auf die Besetzung will ich hier nicht näher eingehen, die kann man hier an anderer Stelle nachlesen. Auf jeden Fall war es eine schöne und lehrreiche Zeit, weil die Musik wieder ganz anders war, als die von “Euphrat”. Wir haben nur Stücke gecovert.
Eine meiner tollsten Erfahrungen, seitdem ich Musik mache, verdanke ich Peter Fritze. In meinen “Ohren” einer der genialsten und talentiertesten Musiker, die ich je getroffen habe und wie es wohl keinen zweiten in Nordenham und Umgebung gibt. Jeden Sonntag saßen wir zusammen und improvisierten stundenlang.
Vielen Dank, Peter.
Bis 1984 spielte ich in der “Lehrerband”. Das Nachspielen war ich dann leid. Ich wollte gerne eigene Musik machen. Natürlich nicht alleine!! “Secret Mission” kam der Sache, die ich machen wollte, schon etwas näher. Viele Auftritte (vor wenig Publikum), die dennoch viel Spaß gemacht haben, dauerten bis 1987, bis unser Sänger, Oliver Galle, sich entschloss aus Nordenham fortzugehen, um ‘ne “richtige Karriere” zu machen.
In der Jahnhalle sah ich dann irgendwann mal die Band “Scabél”, die genau die Musik spielte, die ich immer machen wollte. Ich sprach den Gitarristen Florian Dietz an. “Wie sieht’s aus, könnt ihr noch einen verrückten Keyboarder gebrauchen?” “Klar”, war seine knappe Antwort. Und so begann die wohl kreativste Phase in meiner Musikkarriere. Wir machten ausschließlich instrumentale Musik. Drei unserer Titel spielten wir in einem Essener Studio ein. Leider konnte der Mixer, der sonst nur Heavy-Bands abmischte, mit unser Musik nichts anfangen, was zur Folge hatte, daß die Aufnahmen sehr darunter litten. (Scheiß-Sound) Dennoch haben diese zwei Tage sehr viel Spaß gemacht, und mir gezeigt, wie schwer es sein muss, über Monate hinweg an einer CD zu arbeiten.
Bis Ende 1991 gab es “Scabél”. Es war eine tolle Zeit. Anfang 1992 erhielt ich einen Anruf von Erwin Möckel. “Hast Du Lust wieder bei uns mitzuspielen?” Die Lehrerband hatte sich in zwei Teile gesplittet. Zum einen die “Erste Allgemeine Lehrerband”, zum anderen “DIE Lehrerband”. Wieder covern??? Also gut!
Schöne Jahre, viele Auftritte, die richtig Spaß gemacht haben und stets neue Erfahrungen mit sich brachten.
Schon während meiner Zeit bei der “Lehrerband” spielte ich ab und zu als Leihgabe bei “Old Age” mit. Die schrägen Vögel im Mittelalter bescherten mir manch unvergesslichen Übungsabend und Auftritt. Eines abends, es war wohl im Winter 1999, ich saß in “Charly’s Musikkneipe” herum, sprach mich Helmut Dietrich an: “Hi, Tastenquäler, hast du Lust auf zwei Hochzeiten zu tanzen?” Ich wurde wieder mal nicht so recht schlau aus den dämlichen Worten meines Gegenüber und fragte nach: “Wie, zwei Hochzeiten?” “Old Age gibt’s nicht mehr, aber Jochen und ich wollen was Neues starten. Hast du Lust einzusteigen?” Da begriff ich. Was Neues! Warum nicht. Erstmal ja sagen. Und so sagte ich: “Ja!”
Während ich also jetzt auf “zwei Hochzeiten tanzte”, merkte ich immer mehr, daß ich bei der Lehrerband keine Lust mehr hatte auf “Mustang Sally” und “Satisfaction”. Auf der einen Seite Lust, auf der anderen Frust. Aber zu Frust hatte ich keine Lust, und so stieg ich im Sommer 2000 mit einem lachenden und einen weinenden Auge bei der “Lehrerband” aus.
Ein verrückter Drummer, ein Super-Gitarrist, ein schräger Bassmann und ein durchgeknallter Sänger. Ideen sind vorhanden. Die Chemie stimmt. Die Musik auch. Und schon geht’s los. Es macht tierisch Spaß. Zwar immer noch kein “Genesis” (leider), aber die Musik “lebt” und kommt zum Teil aus der Zeit, als ich noch von “The lamb lies down on Broadway” träumte.
Und so heisst sie, die Band, die nun für die nächsten Jahre meine Bühne sein wird....

Mad Gringo & The Blind Buffaloes