Helmut Dietrich
(Rockmachine, Hard Road to Death, Bad Habit, Schmidtbauer, Old Age, Mad Gringo
& The Blind Buffaloes)
Die Gitarre ist bis heute ein Buch mit sieben Siegeln für ihn geblieben.
Den E-Bass zu zupfen, zumindest für den Hausgebrauch, hat er
inzwischen gelernt. Trotz dieser Handicaps macht er mit Begeisterung Musik,
denn zum Singen reichts gerade so.
Angefangen hat alles bei einem Schulausflug in den Harz. Das war 1969. Damals
lernte er die Mitglieder der Braker Band Streaky Bacon, die ebenfalls
auf Klassenfahrt waren, kennen. Gemeinsam sangen und spielten sie ihre Lehrer
in den Schlaf und beschlossen: Von nun an wollen wir eine Beatband sein.
Gesagt, getan. Einmal pro Woche setzte Helmut sich in den Zug von Nordenham
nach Brake, um mit den Jungs zu proben. Das ging ungefähr ein halbes Jahr
so. Nach einem Auftritt in der Friedeburg, muss einer dieser Kolping-Abende
gewesen sein, trennten sich die Wege von Helmut und dem gestreiften Speck.
Kaum war dieses Kapitel abgeschlossen, begann auch schon das Nächste.
Gegen Ende des Jahres 1969 stand, plötzlich und unerwartet, ein junger
Mann mit schiefen Zähnen und einem dämlichen Grinsen vor Helmuts Tür.
Guten Tag, sagte der merkwürdig dreinschauende Mann, mein
Name ist Ingo, Ingo Henke. Ich bin Schlagzeuger aus Passion und suche für
meine noch zu gründende Band einen Sänger. Möchtest du nicht
mitmachen? Aber gerne, sagte Helmut.
Und es dauerte nicht lange, da waren auch die übrigen Mitglieder der noch
zu gründenden Band gefunden, als da waren: Knut Manke am Höfner-Bass,
Manfred Limberg an der Sologitarre und einer, dessen Namen keiner mehr weiss,
an der Rhythmus-Gitarre. Mehr als ein Jahr lang probten und übten sie gemeinsam
in der Jugendherberge in Nordenham, bis sie sich auseinandergeübt hatten.
Helmut und Manfred verliessen die Band, die nie einen Namen hatte, und gründeten
ihre eigene Gruppe mit dem geistreichen Namen Rockmachine. Und damit
wurde ein Märschn wahr.
Na gut, vielleicht wurde nicht gerade ein Märchen wahr. Auf jeden Fall
wurde Rockmachine eine der populärsten Rock-Bands in Nordenham
Anfang der 70er Jahre. Ihre Auftritte im damaligen Jugendtreff,
dem Norddeutschen Hof (ein Jugendzentrum gabs damals noch nicht), waren stets
DER Renner.
Dann verlor die Band ihren Übungsraum. Ihre Wege trennten sich. Peter verschwand,
so hieß es damals, nach Berlin, um der Bundeswehr zu entgehen. Michael
und Andreas tauchten in anderen Bands unter. Manfred und Helmut gründeten
mit ihrem Ex-Drummer,Ingo Henke, die Band Hard Road To Death.
Mit Hard Road gab´s dann nur zwei Auftritte, die nicht besonders
erwähnenswert sind. Irgendwie war die Luft raus. Irgenwann Mitte 1973 löste
sich die Band ebenso schnell wieder auf, wie sie sich gebildet hatte. Manfred
verschwand ganz und gar aus Nordenham. Ingo gründete kurze Zeit später
mit Knut Manke und Hansi Marx Bad Habit.
Und Helmut? Helmut bestand im September 1973, zu seiner eigenen Überraschung
und auch zur Überraschung, aber auch zur Freude seiner Mutter und seines
Lehrherren (sagt man das heute noch so ?), seine Gesellenprüfung
und setzte sich kurz darauf nach Düsseldorf ab, um sich den Blues
zu holen. Ein paar Jahre später, es müssen etwa 2 gewesen sein, hatte
er den Blues gefunden und brachte in mit zurück nach Nordenham,
wo er reichlich davon ausgab. Auch versuchte er wieder musikalisch Fuß
zu fassen. Ein kurzes Gastspiel bei Bad Habit im Jahre des Herren
Anno 1976 dauerte allerdings nicht allzu lange und gipfelte in einem Open
Air Concert am Strandbad in Nordenham.
Nach diesem musikalische Desaster beschloss Helmut die Frau fürs Leben
kennenzulernen, was ihm kurz darauf auch gelang. Er entsagte von da an der selbstgemachten
Musik und zog sich schmollend und ein wenig traurig aufs musikalische Altenteil
zurück und wollte nie mehr etwas wissen vom Blues und von allem,
was damit verbunden war.
Das ging so lange so, bis ihm so um 1981 ein gewisser Jochen Laarmann über
den Weg lief. Ein ziemlich schräger Vogel, weshalb er auch Chicken
Laarmann genannt wurde. Dieser Typ redete so lange auf Helmut ein, bis
dieser sich bereit erklärte für eine Handvoll Dollar, oder waren es
Erdnüsse, das weiss heute keiner mehr so genau, in dessen Band, die unter
dem ebenso blöden, wie merkwürdigen Namen Schmidtbauer
firmierte, mitzumachen, und den Gesang zu übernehmen, was aber letztlich
an einem geeigneten Übungsraum scheiterte, was zur Folge hatte, dass Helmut´s
Blues plötzlich wieder da war. (Das war ein schöner langer
Satz, oder?)
Intermission
Diese Pause dauerte dann etwa 7 lange Jahre. Jochen Chicken Laarmann
hatte das musizieren inzwischen ebenfalls at acta gelegt und so widmeten sich
er und Helmut der Filmerei. Zwei Filme sind in dieser Zeit entstanden, die heute
noch sehenswert sind. Aber davon ein anderes mal mehr. Also, wie anfangs gesagt,
7 lange Jahre gingen ins Land, bis Jochen eines Tages mit der frohen Botschaft
kam: Mein altersschwacher Bruder und sein führerscheinloser Freund
wollen unbedingt eine Rentnerband gründen, hast du nicht Lust mitzumachen
und zu singen und Bassgitarre zu spielen? Aber gerne, sagte
Helmut. Und von da an hatte Helmut nicht nur den Blues, er spielte
ihn auch. Und das war gut so. Anfangs waren sie noch die Namenlose Band, die
niemals öffentlich auftreten wollte. Dann nannten sie sich Barfly,
weil sie manchmal öffentlich in Bars und Kneipen rumhingen. Und weil sie
bei der vielen Rumhängerei immer älter wurden und auch immer älter
aussahen, nannten sie sich schließlich OLD AGE, was soviel
bedeutet wie die Asbach Uralten Alten oder so ähnlich. Doch
seit sie diesen Namen hatten wurde ein Märschn wahr.
Na gut, vielleicht wurde nicht gerade ein Märchen wahr. Aber immerhin wurde
OLD AGE eine der populärsten Blues-Rock Bands der 90er Jahre
in Nordenham. Zur ersten Besetzung der Band gehörten: Peter Laarmann -
Drums, Otto Fegter - Gitarre, Jochen Laarmann - Gitarre, Helmut Dietrich - Bass
& Gesang und Jörg Fete Eilers - Gitarre. Nachdem die Besetzung
einige Male gewechselt hatte, Fete spielte inzwischen bei Prime Time,
Matthias Strupowski und Thorsten König waren ein- und bald darauf wieder
ausgestiegen - und mit Frank Apeler war wieder ein neues Mitglied dabei -, folgte
der erste richtig grosse Auftritt in der Friedeburg Nordenham als Vorgruppe
von Albi Donnelly´s Supercharge !! Außerdem traten sie
häufig in der Jahnhalle, dem Freizeit- & Kulturzentrum, (ein Jugendzentrum
gab´s da nicht mehr) auf.
Nachdem Otto, er wechselte zum Shanty-Chor Nordenham, und war von da an ein
gefragter Barmann, oder Bariton oder wie das heisst, ausgestiegen war und einige
Zeit später auch Peter, der Schießbudenkönig, die Band verließ,
war guter Rat teuer. Der Blues versuchte sich wieder breit zu machen.
Doch das ließen Helmut und Jochen nicht zu und so holten sie sich kurzer
Hand einen jungen Schlagzeuger namens Pryer Jack in die Band. In
der Heavy-Metal Szene im Norddeutschen Hof, oder, nee, nich Hof, Raum, im Norddeutschen
Raum war und ist er auch bekannt unter seinem Nickname Michael Ehré.
Dieser Drummer brachte der Band den Beat. Und so hatte OLD AGE nun
beides, den Blues und den Beat. Damit ließ sich etwas anfangen. Und weil
nun alles so gut lief, musste auch noch ein Gitarrist her. Und so liehen sie
sich kurzer Hand den Gitarristen der Ersten Allgemeinen Lehrerband,
Andreas Plump, für ein Gastspiel aus und behielten ihn kurzer Hand in der
Band, denn sie sahen, daß er gut war und sie hörten es auch.
In dieser Besetzung
spielten sie zusammen, nahmen eine CD zusammen auf, den sogenannten Nordenham
Sampler The Sound Of The Scene `97, und sie hatten viel Spaß
am gemeinsamen Musizieren. Zum Jahreswechsel 1997 auf 1998 brachten sie das
Publikum bei der Jahnhallen-Silvester-Fete zu stehenden Ovationen, denn es gab
zu wenig Stühle, sodass nicht alle sitzen konnten. Na, egal, auf jeden
Fall war´s ne tolle Party. Und der letzte Auftritt von OLD AGE,
denn danach war die Luft irgendwie raus. Im April 1998 verließ Helmut
die Band, und mit ihm ging Jochen Chicken Laarmann. OLD AGE
erlag diesem Verlust noch im selben Jahr. Und plötzlich herrschte Ruhe,
und der Blues kehrte wieder ein.
Gegen Ende des Jahres 1999 stand, plötzlich und unerwartet, ein alter Mann
mit schiefen Zähnen und einem dämlichen Grinsen vor Helmuts Tür.
Guten Tag, sagte der merkwürdig dreinschauende Mann, ich
bin´s. Ingo. Ingo Henke. Ich bin Schlagzeuger in Pension und suche für
meine noch zu gründende Band einen Sänger. Möchtest du nicht
mitmachen? Nein, sagte Helmut. Doch nachdem er es sich kurz
noch einmal überlegt hatte, was so zirka 2 Sekunden dauerte, sagte er:
aber gerne. Und weil Helmut schon vorher mit Jochen ebenfalls über
eine noch zu gründende Band gesprochen hatte, taten sie sich zusammen.
Sie liehen sich, wie sie es auch schon früher gemacht hatten, von DER
Lehrerband den Keyboarder Andreas Damröse und von der E.A.L.
den Gitarristen Andreas Plump, denn sie wußten, dass sie gut waren und
sie gaben sie nicht mehr her. Und plötzlich war der Blues wieder
jung, und es machte wieder Spaß, und Helmut bekam seinen dritten Dampf,
denn die dritten Zähne hatte er ja schon. Und weil OLD AGE
ja inzwischen tot, und Ingo nicht nur alt, sondern auch ein wenig verrückt
ist, nennen sie sich...
Mad Gringo &
The Blind Buffaloes