Helmut Dietrich
(Rockmachine, Hard Road to Death, Bad Habit, Schmidtbauer, Old Age, Mad Gringo & The Blind Buffaloes)

Friedeburg 1995 Die Gitarre ist bis heute ein Buch mit sieben Siegeln für ihn geblieben. Den E-Bass zu zupfen, zumindest für den “Hausgebrauch”, hat er inzwischen gelernt. Trotz dieser Handicaps macht er mit Begeisterung Musik, denn zum Singen reichts gerade so.
Angefangen hat alles bei einem Schulausflug in den Harz. Das war 1969. Damals lernte er die Mitglieder der Braker Band “Streaky Bacon”, die ebenfalls auf Klassenfahrt waren, kennen. Gemeinsam sangen und spielten sie ihre Lehrer in den Schlaf und beschlossen: “Von nun an wollen wir eine Beatband sein”. Gesagt, getan. Einmal pro Woche setzte Helmut sich in den Zug von Nordenham nach Brake, um mit den Jungs zu proben. Das ging ungefähr ein halbes Jahr so. Nach einem Auftritt in der “Friedeburg”, muss einer dieser Kolping-Abende gewesen sein, trennten sich die Wege von Helmut und dem “gestreiften Speck”. Kaum war dieses Kapitel abgeschlossen, begann auch schon das Nächste.
Gegen Ende des Jahres 1969 stand, plötzlich und unerwartet, ein junger Mann mit schiefen Zähnen und einem dämlichen Grinsen vor Helmuts Tür. “Guten Tag”, sagte der merkwürdig dreinschauende Mann, “mein Name ist Ingo, Ingo Henke. Ich bin Schlagzeuger aus Passion und suche für meine noch zu gründende Band einen Sänger. Möchtest du nicht mitmachen?” “Aber gerne”, sagte Helmut.
Und es dauerte nicht lange, da waren auch die übrigen Mitglieder der noch zu gründenden Band gefunden, als da waren: Knut Manke am Höfner-Bass, Manfred Limberg an der Sologitarre und einer, dessen Namen keiner mehr weiss, an der Rhythmus-Gitarre. Mehr als ein Jahr lang probten und übten sie gemeinsam in der Jugendherberge in Nordenham, bis sie sich auseinandergeübt hatten. Helmut und Manfred verliessen die Band, die nie einen Namen hatte, und gründeten ihre eigene Gruppe mit dem geistreichen Namen “Rockmachine”. Und damit wurde ein Märschn wahr.
Na gut, vielleicht wurde nicht gerade ein Märchen wahr. Auf jeden Fall wurde “Rockmachine” eine der populärsten Rock-Bands in Nordenham Anfang der 70er Jahre. Ihre Auftritte im damaligen “Jugendtreff”, dem Norddeutschen Hof (ein Jugendzentrum gabs damals noch nicht), waren stets DER Renner.
Dann verlor die Band ihren Übungsraum. Ihre Wege trennten sich. Peter verschwand, so hieß es damals, nach Berlin, um der Bundeswehr zu entgehen. Michael und Andreas tauchten in anderen Bands unter. Manfred und Helmut gründeten mit ihrem Ex-Drummer,Ingo Henke, die Band “Hard Road To Death”.
Mit “Hard Road” gab´s dann nur zwei Auftritte, die nicht besonders erwähnenswert sind. Irgendwie war die Luft raus. Irgenwann Mitte 1973 löste sich die Band ebenso schnell wieder auf, wie sie sich gebildet hatte. Manfred verschwand ganz und gar aus Nordenham. Ingo gründete kurze Zeit später mit Knut Manke und Hansi Marx “Bad Habit”.
Und Helmut? Helmut bestand im September 1973, zu seiner eigenen Überraschung und auch zur Überraschung, aber auch zur Freude seiner Mutter und seines “Lehrherren” (sagt man das heute noch so ?), seine Gesellenprüfung und setzte sich kurz darauf nach Düsseldorf ab, um sich den “Blues” zu holen. Ein paar Jahre später, es müssen etwa 2 gewesen sein, hatte er den “Blues” gefunden und brachte in mit zurück nach Nordenham, wo er reichlich davon ausgab. Auch versuchte er wieder musikalisch Fuß zu fassen. Ein kurzes Gastspiel bei “Bad Habit” im Jahre des Herren Anno 1976 dauerte allerdings nicht allzu lange und gipfelte in einem “Open Air Concert” am Strandbad in Nordenham.
Nach diesem musikalische Desaster beschloss Helmut die Frau fürs Leben kennenzulernen, was ihm kurz darauf auch gelang. Er entsagte von da an der selbstgemachten Musik und zog sich schmollend und ein wenig traurig aufs musikalische Altenteil zurück und wollte nie mehr etwas wissen vom “Blues” und von allem, was damit verbunden war.
Das ging so lange so, bis ihm so um 1981 ein gewisser Jochen Laarmann über den Weg lief. Ein ziemlich schräger Vogel, weshalb er auch “Chicken Laarmann” genannt wurde. Dieser Typ redete so lange auf Helmut ein, bis dieser sich bereit erklärte für eine Handvoll Dollar, oder waren es Erdnüsse, das weiss heute keiner mehr so genau, in dessen Band, die unter dem ebenso blöden, wie merkwürdigen Namen “Schmidtbauer” firmierte, mitzumachen, und den Gesang zu übernehmen, was aber letztlich an einem geeigneten Übungsraum scheiterte, was zur Folge hatte, dass Helmut´s “Blues” plötzlich wieder da war. (Das war ein schöner langer Satz, oder?)
Intermission
Diese Pause dauerte dann etwa 7 lange Jahre. Jochen “Chicken” Laarmann hatte das musizieren inzwischen ebenfalls at acta gelegt und so widmeten sich er und Helmut der Filmerei. Zwei Filme sind in dieser Zeit entstanden, die heute noch sehenswert sind. Aber davon ein anderes mal mehr. Also, wie anfangs gesagt, 7 lange Jahre gingen ins Land, bis Jochen eines Tages mit der frohen Botschaft kam: “Mein altersschwacher Bruder und sein führerscheinloser Freund wollen unbedingt eine Rentnerband gründen, hast du nicht Lust mitzumachen und zu singen und Bassgitarre zu spielen?” “Aber gerne”, sagte Helmut. Und von da an hatte Helmut nicht nur den “Blues”, er spielte ihn auch. Und das war gut so. Anfangs waren sie noch die Namenlose Band, die niemals öffentlich auftreten wollte. Dann nannten sie sich “Barfly”, weil sie manchmal öffentlich in Bars und Kneipen rumhingen. Und weil sie bei der vielen Rumhängerei immer älter wurden und auch immer älter aussahen, nannten sie sich schließlich “OLD AGE”, was soviel bedeutet wie die “Asbach Uralten Alten” oder so ähnlich. Doch seit sie diesen Namen hatten wurde ein Märschn wahr.
Na gut, vielleicht wurde nicht gerade ein Märchen wahr. Aber immerhin wurde “OLD AGE” eine der populärsten Blues-Rock Bands der 90er Jahre in Nordenham. Zur ersten Besetzung der Band gehörten: Peter Laarmann - Drums, Otto Fegter - Gitarre, Jochen Laarmann - Gitarre, Helmut Dietrich - Bass & Gesang und Jörg “Fete” Eilers - Gitarre. Nachdem die Besetzung einige Male gewechselt hatte, Fete spielte inzwischen bei “Prime Time”, Matthias Strupowski und Thorsten König waren ein- und bald darauf wieder ausgestiegen - und mit Frank Apeler war wieder ein neues Mitglied dabei -, folgte der erste richtig grosse Auftritt in der Friedeburg Nordenham als Vorgruppe von Albi Donnelly´s “Supercharge” !! Außerdem traten sie häufig in der Jahnhalle, dem Freizeit- & Kulturzentrum, (ein Jugendzentrum gab´s da nicht mehr) auf.
Nachdem Otto, er wechselte zum Shanty-Chor Nordenham, und war von da an ein gefragter Barmann, oder Bariton oder wie das heisst, ausgestiegen war und einige Zeit später auch Peter, der Schießbudenkönig, die Band verließ, war guter Rat teuer. Der “Blues” versuchte sich wieder breit zu machen. Doch das ließen Helmut und Jochen nicht zu und so holten sie sich kurzer Hand einen jungen Schlagzeuger namens “Pryer Jack” in die Band. In der Heavy-Metal Szene im Norddeutschen Hof, oder, nee, nich Hof, Raum, im Norddeutschen Raum war und ist er auch bekannt unter seinem Nickname Michael Ehré. Dieser Drummer brachte der Band den Beat. Und so hatte “OLD AGE” nun beides, den Blues und den Beat. Damit ließ sich etwas anfangen. Und weil nun alles so gut lief, musste auch noch ein Gitarrist her. Und so liehen sie sich kurzer Hand den Gitarristen der “Ersten Allgemeinen Lehrerband”, Andreas Plump, für ein Gastspiel aus und behielten ihn kurzer Hand in der Band, denn sie sahen, daß er gut war und sie hörten es auch.

In dieser Besetzung spielten sie zusammen, nahmen eine CD zusammen auf, den sogenannten Nordenham Sampler “The Sound Of The Scene `97”, und sie hatten viel Spaß am gemeinsamen Musizieren. Zum Jahreswechsel 1997 auf 1998 brachten sie das Publikum bei der Jahnhallen-Silvester-Fete zu stehenden Ovationen, denn es gab zu wenig Stühle, sodass nicht alle sitzen konnten. Na, egal, auf jeden Fall war´s ne tolle Party. Und der letzte Auftritt von “OLD AGE”, denn danach war die Luft irgendwie raus. Im April 1998 verließ Helmut die Band, und mit ihm ging Jochen “Chicken” Laarmann. “OLD AGE” erlag diesem Verlust noch im selben Jahr. Und plötzlich herrschte Ruhe, und der “Blues” kehrte wieder ein.
Gegen Ende des Jahres 1999 stand, plötzlich und unerwartet, ein alter Mann mit schiefen Zähnen und einem dämlichen Grinsen vor Helmuts Tür. “Guten Tag”, sagte der merkwürdig dreinschauende Mann, “ich bin´s. Ingo. Ingo Henke. Ich bin Schlagzeuger in Pension und suche für meine noch zu gründende Band einen Sänger. Möchtest du nicht mitmachen?” “Nein”, sagte Helmut. Doch nachdem er es sich kurz noch einmal überlegt hatte, was so zirka 2 Sekunden dauerte, sagte er: “aber gerne.” Und weil Helmut schon vorher mit Jochen ebenfalls über eine noch zu gründende Band gesprochen hatte, taten sie sich zusammen. Sie liehen sich, wie sie es auch schon früher gemacht hatten, von “DER Lehrerband” den Keyboarder Andreas Damröse und von der “E.A.L.” den Gitarristen Andreas Plump, denn sie wußten, dass sie gut waren und sie gaben sie nicht mehr her. Und plötzlich war der “Blues” wieder jung, und es machte wieder Spaß, und Helmut bekam seinen dritten Dampf, denn die dritten Zähne hatte er ja schon. Und weil “OLD AGE” ja inzwischen tot, und Ingo nicht nur alt, sondern auch ein wenig verrückt ist, nennen sie sich...

Mad Gringo & The Blind Buffaloes