Skylark
(von Fete)
Skylark – Nicht etwa Skylarks! Englisch musste es schon sein, wie hätte „Himmelslerche“ denn geklungen. Skylark war ein Bandname, der gleichzeitig
metaphorisch für ein Programm stand: Schaut sie euch an, die Himmelslerche, wie sie ein Lied jubilierend in die Höhen des Firmaments aufsteigt. Wie sie
von nichts Geringerem kündet, als vom Weltfrieden!
Skylark waren:
Thomas Böneker – Keyboards
Thomas Maréchal – Bass, Vocals
René Maréchal – Gitarre, Vocals
Hartmut Buck – Vocals, Gitarre
Jörg Bultmann – Drums
Jörg Eilers - Gitarre
„Skylark“ war eine Weltschmerzband. Hartmut pitchte sich mit weinerlichem Timbre durch schwullerschwaller Balladen. Böwi war in der Band, weil er eine
Art Synthesizer hatte. Ich glaube, das Teil hieß „Stringman“ und war auf jeden Fall von der Firma „Crumar“. Irgendwann hat er sich einen richtigen
Synthie gekauft. Von „Korg“ Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, aber damals waren Synthesizer monophon. Das bedeutet, man konnte nur einen
Ton zur Zeit spielen. Die Sounds ließen sich auch nicht abspeichern! Die Stimmung war abhängig von der Raumtemperatur! Das Konzept von „Skylark“ hat
Thomas Lutz, der auch irgendwie mitmischte, auf den Punkt gebracht, als er Böwie erklärte, er habe einen Song komponiert, und dazu solle Böwie auf dem
Synthie zunächst eine Tropfsteinhöhle und dann ein abstürzendes Flugzeug simulieren. Hallo?! Wie doof ist der denn? Dabei waren wir nicht viel
besser. Wenn wir wenigstens noch Drogen genommen hätten! Das hätte unser beflissenes Geseier zwar nicht erträglicher gemacht, aber wir hätten
wenigstens eine Entschuldigung gehabt. „Sorry, du, du weißt ja, entweder zu viele oder die falschen Drogen, du!“ R.E.M. sind Spaßvögel gegen die
Deprimucke, die wir damals gemacht haben.
Aber wir hatten erste Ansätze von einem Manager. Sein Name war Robert Sprick. Robert sollte später noch für Furore sorgen. Wir nannten ihn nur
Spako. Spako war nicht dick, so wie ich – nein, Spako war fett. Und Spako war mein bester Jugendfreund. Weil Spako so fett war, musste er ins
Krankenhaus und lag dort mit dem fettesten Typen aus ganz Norddeutschland zusammen: Papa Bully. Der hatte nichts mit unserem Drummer zu tun, sondern
war ein zwielichtiger Unterweltsgastronom, dem einige der größten Kneipen in Bremerhaven und umzu gehörten. Unter anderem das „Christopher of Bremen“.
Eine Riesendisco mitten in Bremerhaven, die von innen aufgebaut war wie ein altes Piratenschiff. Spako hatte Papa Bully von uns vorgeschwärmt und einen
Gig im „Christopher“ für uns abgemacht. Das war die größte Chance unseres Lebens.
Kurz vor Beginn des Auftritts erklärte Hartmut, er könne heute nicht singen, sein Hals täte weh.
Dazu muss man etwas erklären: In deinem Job, egal ob du Vorstandvorsitzender oder Fleischereifachverkäufer bist, kannst du auch mal krank werden. Wenn du andere Leute unterhalten willst, geht das nicht. Es ist scheißegal, ob du Halsschmerzen hast, ob dein Magen krampft, dein Kopf platzt oder dir der
Rotz in Strömen aus dem Zinken läuft, du hast deinen Job zu machen. Weil sonst ein Ball nicht stattfinden kann, oder eine Hochzeit! Und keiner darf
es dir anmerken. Lächle! Ich habe eine andere Einstellung zu meinem Beruf als manch anderer, das hängt damit zusammen, dass ich Musik mache, das prägt
den Dienstleistungsgedanken.
Zurück zu Hartmut. Wir haben ihn angebettelt, haben ihm Eis spendiert, wir sind ihm in den Arsch gekrochen: „Bitte, bitte, Hartmut, lass uns nicht
hängen. Dieser Gig ist so wichtig für uns. Beiß’ die Zähne zusammen, du schaffst das schon.“ Die anderen mögen es ernst gemeint haben. Ich fand das
so entwürdigend. Dieser Arsch! Eines Tages würde ich es ihm heimzahlen!
Erstaunlicherweise schien unsere Schleimerei heilende Wirkung auf Hartmut auszuüben. Macht kann so berauschend sein und wer es mag, dass andere vor
einem auf dem Boden kriechen....
Wir haben den Gig gespielt und ich glaube einige der damals anwesenden Gäste, die nicht eingeschlafen sind, befinden sich heute noch in
psychotherapeutischer Behandlung, wenn sie nicht Fans von R.E.M. geworden sind.
Es ist eine Ironie des Schicksals, dass Hartmut uns in den Arsch getreten hat, bevor ich es konnte. Er hat uns verlassen und ist zu „Lilac Incense“
gegangen und Böwie gleich mit ihm. Das war es dann mit Skylark. War auch besser so!