Swan (1981-?)
von Fete
Jetzt standen wir (nach Auflösung von Skylark) blöde da. Böwie war nicht so wichtig, auf die Tropfsteinhöhle und das abstürzende Flugzeug konnten wir zur Not verzichten.
Aber was sollten wir ohne Hartmut machen. Gesang war doch so wichtig. Tommy meinte, ohne einen Sänger wie Hartmut, könnten wir auch gleich aufhören.
Dass ich nicht der begnadete Sänger war, wussten wir aus der Zeit bei Relation. Aber auf die Idee selbst zu singen, sind René und Tommy gar nicht
gekommen, das musste ich den skeptischen Kollegen vorschlagen. In der Rückschau ist es schon fast witzig. Tommy war schon über zwanzig Jahre alt,
wusste aber nicht, dass er ein guter Sänger ist. Wir haben dann „Swan“ gegründet. Die Ornithologie ließ uns eben nicht los. Wir waren eben hoffnungslose Romantiker. Die Gangart veränderte sich. Schluss war es mit dem Gejaule! Jetzt wurde gerockt. Auf eigene Titel hatten wir keinen Bock mehr. Wir wollten covern. „Swan“ war damit der erste Entwurf von dem, was „Prime Time“ später werden sollte einschließlich der drei Gründungsmitglieder:
Tommy Maréchal – Bass, und erstmals Lead Vocals
Renè Maréchal – Gitarre, Vocals
Jörg Eilers – Gitarre
und eben
Jörg Bultmann - Drums


Kreiszeitung Wesermarsch, 21.4.82
Der Schwan ist gut in Schwung

Die Himmelslerche mußte erst aus den Wolken fallen, damit der Schwan starten konnte. Und mittlerweile hat er die Lerche schon längst überflügelt. Die
Rede ist von der Rockgruppe Swan, die vor rund einem halben Jahr aus der Band Skylark hervorgegangen ist.
Swan. das sind der 21jährige Bassist und Solosänger Thomas Marechal, sein 19jähriger Bruder, der Gitarrist Rene Marechal, der 23jährige Gitarrist Jörg Eilers und der 20jährige Schlagzeuger Jörg Bultmann. Technisch ausgereift spielt die Gruppe Stücke von Profi-Bands nach oder arrangiert sie um. Was dabei herauskommt, geht gut durch die Ohren.
Crosby, Stills, Nash&Young, die Doobie Brothers, die Beatles, Toto, die Little River Band und Linda Ronstadt sind einige der Bands und Musiker, von denen Swan Stücke übernommen hat oder als Vorlage benutzt hat, um dann die eigenen musikalischen Ideen umzusetzen.
Aus dem süßlichen Beatles-Song „You really gotta hold on me" hat Swan ein feuriges Rock-Stück gemacht und den Protest-Song Chicago, von Crosby, Stills, Nash&Young nur für Gesang und Klavier geschrieben, spielt Swan mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug.
Die musikalischen Stärken von Swan liegen in der Geschlossenheit der Gruppe - da verdirbt kein Musiker mit übertriebenem Solospiel den Sound - im
dreistimmigen Chorgesang von Rene, Thomas und Jörg Eilers sowie in der klaren und kräftigen Stimme von Thomas.
Thomas und die beiden Jörgs spielen schon seit über drei Jahren zusammen. Gemeinsam mit häufiger wechselnden anderen Musikern bildeten sie die Gruppe
Skylark, die sich auf der Stilkarte des Rocks bei den softeren Klängen angesiedelt hatte. Die Stücke schrieb die Gruppe damals noch selbst und kam
damit nur bei einem kleinen Teil des Publikums an.
„Den meisten Zuhörern war unsere Musik nicht rockig genug und auf die Dauer hat es uns genervt, am Publikum vorbeizuspielen", erzählt Thomas, der auch
den zweiten triftigen Grund für die Krise bei Skylark nennt, die schließlich zur Auflösung der Gruppe geführt hat: „Es war lange Zeit schön, eigene
Stücke zu schreiben. Doch irgendwann war unsere Kreativität dann verpufft, wir hatten keine guten Ideen mehr und konnten uns zuletzt auch kaum mehr auf
ein musikalisches Konzept einigen."
Swan ist für die Musiker auch ein musikalischer Neuanfang. Die Band hat ihr Spektrum erweitert. Es umfasst heiße Rockrhythmen, die sofort in die
Tanzbeine gehen, ebenso wie langsamere Stücke. Mit diesem Programm hat die Gruppe Erfolg beim Publikum. Von Punk hält die Band nichts.
In Zukunft will sich die Truppe, die in der alten Abbehauser Schule gute Übungsmöglichkeiten hat, auch wieder an selbstgeschriebene Stücke
heranwagen. „Das heißt nicht, dass wir auf Krampf wieder nur eigene Songs spielen wollen, aber wir wollen unser Repertoire durch einige gelungene
eigene Stücke erweitern", beschreibt Rene die Pläne der Band.
Niedlich, oder? Technisch ausgereift, guter Witz! Bully war als Typ so ähnlich wie Ringo Starr. Ringo war für seine witzigen Sprüche bekannt. Bully
auch. Bully sagte solche Dinge wie: „Da brauchst du nicht gleich rot zu werden, wie so’ne Erbse!“ Bei Ringo Starr war das gewollt. Bei Bully glaub’
ich das eher nicht.

Bully spielte auch so Schlagzeug wie Ringo Starr, bloß lange nicht so gut.

Die beiden Maréchal-Brüder sorgten regelmäßig für Stimmung. René war ein wenig sensibel, man könnte es auch tuckig nennen. Beim kleinsten Riss in
Renés Universum erklärte er sofort seinen Ausstieg. Da reichte es schon, wenn das Fenster aufstand, die Batterie von seinem Verzerrer leer war, woran
wir Schuld waren, weil wir ihm nicht gesagt hatten, dass er das Kabel noch dem Proben herausnehmen soll oder wenn wir nicht zustimmend nickten, während
er sein Solo spielte. René war der einzige Mann bei dem ich PMS erlebt habe, nur dass sein Zyklus wochenweise verlief. Andererseits konnte er geradezu
legendär stoisch sein. Als er sich einmal an der gleichen Stelle zweimal hintereinander verspielt hatte, gab Tommy mir seinen Bass in die Hand, ging
zu René und haute ihm stumpf zwei drei in die Fresse. Aber volle Kanne!
Wortlos griff er Tommy dann wieder Bass, zählte vier vor, und beide spielten als sei nichts gewesen. Auf meine Frage, weshalb er sich von seinem Bruder
die Fresse polieren lässt ohne zu kündigen antwortete er: „Ich weiß doch, dass Tommy ein Idiot ist.“ So war er eben der René und so ist er noch heute,
immer für eine Überraschung gut.

Es ist nun nicht so, dass wir mit Hartmut nicht mehr gesprochen hätten und irgendwann meinte er bei einem Bier, seit er Musik mit Volker Hofschildt
mache, könne er sich nicht vorstellen, jemals wieder mit einem Drummer wie Bully Musik zu machen. Ups, dachte ich: Time is on my side und nun ist
Hartmut reif, woraus dann PST wurde, mit Volker und ohne Hartmut.